Festival: Woodstock Forever Festival 2024 – Waffenrod im Thüringer Wald (DE)

Veröffentlicht am 1. Juni 2025 um 23:46

Zwischen den bergigen Wäldern Thüringens heißt es auch dieses Jahr wieder: Love, Peace and Music. Für fünf Tage zieht es einige tausend Besucher auf das familiengeführte Festival inmitten der ländlichen Idylle. An die 30 internationale Künstlerinnen und Künstler stehen auch dieses Jahr wieder auf den drei Bühnen.

Während einige schon am Vortag zur offenen Jam-Session angereist sind, baut so mancher noch seine mobile Bleibe auf, als Kozmic Blue und Die Steine den Donnerstag einleiten. Für alles gerüstet geht es hinunter zum ersten Gig der Scheunenbühne. Das Trio Dirty Sound Magnet aus der Schweiz springt zwischen psychedelischen Experimenten und bluesigen Improvisationen hin und her. Kraftvoll und kreativ. Selbst Bassist Marco Mottolini darf in den teils langen Stücken mit waberndem Hall und anderen Effekten hervorstechen. Mit ihrer Vielseitigkeit würden sie als Vorband für die später auftretende Band Gong sicher eine gute Figur abgeben. Verhallendes Echo verwandelt sich immer wieder in die nächste Ekstase. Energischem Schlagzeugspiel fällt ein Beckenständer zum Opfer, und auch die Gitarre für den letzten Song verweigert den Dienst. Beirren lässt sich keiner der drei Musiker, und so gibt es im 20-minütigen Finale nochmal ein Best-Of der letzten Stunde. Wer am frühen Abend gerne im Gras liegt und nach entspannten Klängen sucht, wird mit Ouzo Bazooka glücklich. Auf der in diesem Jahr neu positionierten Waldbühne stehen drei Männer vor malerischer Waldkulisse. Eigentlich sollten sie zu fünft aus Israel anreisen. Aufgrund der aktuellen Lage und Problemen am Flughafen fehlt es ihnen heute an Synthesizern und Percussion. Uri Brauner Kinrot ist Gitarrist, Sänger und Mastermind der Band. Er richtet sich ans Publikum und betont, dass es für ihn nicht selbstverständlich sei, überhaupt auf dieser Bühne spielen zu dürfen. Er verurteilt Politiker und Tote auf allen Seiten. Allen Problemen zum Trotz wollen die drei Musiker trotzdem abliefern. Ihre schwerelosen Grooves ziehen durch die Sommerluft und nisten sich schleichend in den Ohren um sie herum ein. Nicht wenige mag die Gitarrenarbeit an Khruangbin erinnern. Die Grooves sind treibend und beruhigend zugleich. Es kommt zu ersten Wünschen einer Zugabe. Veranstalter Michael Memm schaltet sich ein. Der Auftritt in dieser Form sei knapp und spontan gestrickt, daher bleibt die Zugabe leider aus. Auch die meisten ihrer Alben sind vor Ort schon ausverkauft. Bleibt zu hoffen, dass die Künstler aus Tel Aviv bald vollzählig ihren Weg nach Deutschland finden. Anders als in den Vorjahren werden den Besuchern dieses Jahr 15 Minuten Pause zwischen den früher nahtlos aufspielenden Acts eingeräumt. Zeit, ins Gespräch zu kommen, Knoblauchbrot und andere Spezialitäten zu verzehren oder gemütlich zur nächsten Bühne zu wandern. Auf der kleineren Liftbühne direkt am danach benannten Lift für die Winterrodelbahn warten schon Michael Dühnfort & The Noise Boys. Das Power Trio um den urigen Chefgitarristen ist grobschlächtig und symphytisch zugleich. Griffger Blues brettert durch verkratzte Verstärker. Roh und authentisch. Hier muss nicht alles perfekt sein, dafür mit dem richtigen Gefühl für die gute Prise Dreck. Wer ihre Musik zu Hause hören möchte, greift zum Tonträger, denn Streaming bietet die Band bewusst nicht an. Gleichzeitig steht mit Martin Barre der erste Headliner auf der Hauptbühne. Seelenruhig überprüft er persönlich sein Equipment und richtet seinen Verstärker nochmal neu aus. Auch einen ersten Autogrammwunsch erfüllt er, ehe das Konzert beginnt. Über 43 Jahre verbrachte er bei Jethro Tull, und so steht auch dieses Konzert unter dem Motto ›A Brief History of Tull‹. Das ›Woodstock Forever‹ bespielt er mit seiner Band bereits zum zweiten Mal voller Spielfreude. Sänger Dan Crisp überzeugt in der gesanglichen Rolle Ian Andersons und liefert sogar die entsprechende Gestik. Die Querflöte bleibt meist außen vor, dafür liegt der Fokus mehr auf der Gitarre. So weit, so erwartbar. Neben zwei Beatles-Covern und einer Eigenkomposition gibt es natürlich auch die Klassiker à la Aqualung. Lautstärke stark steigend. Für Locomotive Breath kommt Flötist Checho Cuadros von Flor De Loto auf die Bühne. Ein teils chaotisches, aber kraftvolles Finale. Taub und durchgerockt geht der Weg wieder gen Waldbühne. Gong hüllen sich in Dunkelheit, beginnen mystisch, während psychedelische Projektionen durch die Luft flattern. Frontmann Kavus Torabi erstrahlt meist als Einziger im Scheinwerferlicht. Als Nachfolger des verstorbenen Daevid Allen führt er routiniert durch alle Stücke der langen Bandgeschichte. Allem voran das hypnotisierende Master Builder. Lange Intros, explosive Saxophon-Soli... wer mit den Stücken nicht vertraut ist, erwartet gespannt, wohin sie sich wohl entwickeln mögen. Dabei bekommt jeder der fünf den Freiraum, sein volles Können zu entfalten. Lediglich schade ist das Einsparen klassischer Verstärker auf der Bühne. Was weiter hinten brillant abgemischt erklingt, verliert in den vorderen Reihen an Druck und Definition. Ein Nachteil der musikalischen Digitalisierung, wenngleich logistisch ohne Frage sinnvoll. Eine Zugabe wird dennoch sehnlichst herbeigewünscht. Fünf Minuten werden gewährt, die Band stellt jedoch fest: Ihre Songs sind dafür zu lang. So ertönt erneut ein kurzes Stück aus der ersten Hälfte des Sets. Der Freude über die Ausnahmeband tut dies aber keinen Abbruch. Wer nach so viel Input noch aufnahmefähig ist, pilgert noch einmal zur Hauptbühne. Wie schon 2022 sind die peruanischen Prog-Rocker von Flor De Loto angereist. Heute schauen sie genau auf die Uhr. Noch in derselben Nacht müssen sie den Flieger nach London erwischen. Gespielt wird also so lang, bis das Taxi am Bühnenrand steht. Bandchef Alonso Herrera nimmt sich dennoch die Zeit, sich bei den Veranstaltern zu bedanken. Das Festival sei ein besonderer Ort für sie und gar wie eine Familie. Als wollten sie das beweisen, geht es mit voller Leistung direkt zu Beginn in zwei neue Stücke vom kommenden Album. Die Prise peruanischer Folklore erzeugt dabei die besondere Würze in den kommenden anderthalb Stunden komplexeren Arrangements. Dazu werfen sich Herrera und Flötist Checho Cuadros Soli um die Ohren, bis die Band letztlich den Kreis mit einer spanischen Version von Locomotive Breath schließt. Dankbar verabschieden sie sich in Richtung Flughafen. Für alle anderen geht es zum nahegelegenen Campground.

Kaum ganz ausgeschlafen, kitzeln Stone Water als erste Band des zweiten Tages die Ohren der müden Besucher wach. Ihre Mischung aus Southern Rock und Soul sorgt schnell für einen Spaziergang vor die Bühne. Besonders Sänger Bob Beeman strotzt vor Energie, die Hamburger Band spielt sichtlich gut gelaunt. Auch ein Schlagzeugsolo trotz fehlendem Kaffee ist drin. Runde Nummer. Anschließend zieht es gleich acht Musiker auf die kleinste der drei Bühnen. The Harvest Community sind ein Tribute-Kollektiv im Namen von Neil Young. Akustische Balladen wechseln sich mit Folk und Rock-Hits ab und laden zum Auf-der-Wiese-Träumen ein. Wer nicht zeitig aufsteht, verpasst jedoch Singer-Songwriterin Rosalie Cunningham. Ihre von Kritikern gelobten Solowerke entstanden nach der Auflösung ihrer vorherigen Band Purson. Der fuzzige Psych-Rock mit viel schriller Abwechslung klingt wie ein Zirkus der Skurrilitäten. Cunningham gelingt es, altbekannte Muster aufzubrechen und nie die Kreativität auf der Strecke zu lassen. Nicht unwichtig ist dabei ihre rechte Hand Claudia Gonzales Diaz an Bass, Querflöte und Backings. Die englische Gruppe huldigt den 60er und 70er Jahren, ohne sich ihnen ideenlos hinzugeben. Anspieltipp. Lust auf einen Tanz? Unojah bitten zur Waldbühne und präsentieren einen musikalischen Cocktail aus allem, was tanzbar ist. Reggae, Ska, Hip-Hop und Weltmusik? Alles kein Problem für die Freiburger Musiker. Sie möchten auch unbekanntere Einflüsse aus fernen Ländern beim deutschen Publikum bekannter machen. Zwar wird es nicht zu voll vor der Bühne, dafür wird sich umso intensiver bewegt. Sänger Chaldun Schrade gibt immer wieder die passenden Instruktionen. Musik, die verbinden möchte. Für Fans von Bands wie Bukahara ein Gewinn im Line-Up. Gegen Ende bedankt Schrade sich beim Tontechniker: »Ohne den Mann vom Sound würde die Nummer so klingen...«, betont er, und prompt wird die Anlage für ein paar Sekunden ausgeschaltet. Keine Anlage = Kein Spaß. Recht hat er. Ruhiger geht es bei der niederländischen Liedermacherin Lotte Walda weiter. Verträumt zwischen Gitarren und Akkordeon bettet die Singer-Songwriterin von Stress befreite Kompositionen. Federleicht und erholsam für die Ohren lässt sich hier für die nächsten lauten Stunden Kraft tanken. Zeit zum Ankündigen der nächsten Niederländer. Für einen Moment bleibt es ruhig, bis sich alle eingefunden haben und Veranstalter Michael Memm einleiten darf. Harlem Lake betreten die Bühne. Sängerin Janne Timmer setzt zu einer gefühlvollen Piano-Ballade an, bis sie die Tasten freigibt und die Bluesrock-Lawine Fahrt aufnimmt. Auch das Publikum rückt nun zügig in Richtung Bühne auf. Wird hier das Blues-Rad neu erfunden? Nein, aber das muss es auch nicht. Die noch junge Gruppe trotzt vor Spielfreude. Gitarrist Sonny Ray van den Berg grinst und lässt Solo über Solo über den Thüringer Wald regnen. Die schnurrende Hammondorgel samt Leslie von Dave Warmerdam versiegelt jeden Song zu einer analogen Zeitreise in die besten Epochen des Bluesrock. Auch Schlagzeug und Bass bekommen Soli spendiert und das neue Album gibt es schon einen Monat vor Veröffentlichung nach dem Konzert zu kaufen. Kein Wunsch bleibt hier unerfüllt. Weiter oben auf dem Gelände geht es mit einer Schweizer Supergroup weiter, die ihr 55-jähriges Bestehen feiern möchte. Krokodil sind seit 2019 mit zwei Gründungsmitgliedern wieder auf der Bühne und haben auch gleich zwei neue Alben produziert. Prog mit einer Portion Entspannung. Drummer Düde Dürst hat einen sanften Anschlag, dafür umso mehr Grimassen und Spielfreude mitgebracht. Mit gut 78 Jahren keine Selbstverständlichkeit. Im Publikum staunen auch Teile der Band von Rosalie Cunningham und DJ Electric über die alten Hasen und ihre jüngeren Mitmusiker. Ihre Musik mag nicht jeden direkt beeindrucken, doch erzeugt sie eine gewisse Sogwirkung. Direkt nach dem Konzert warnt Veranstalter Memm das Publikum, sich noch etwas Energie aufzubewahren. Folgen soll mit Doctor Victor eine Band, die jegliche Reserven erfordert. Als Vorband von AC/DC lässt sich schon erahnen, was da zu später Stunde kommen mag. Ungezügelter Rock’n’Roll aus der Hauptstadt Tschechiens. Angetrieben von der bissigen Gitarre von Bandleader Victor gibt es eigene Stücke, Purple Rain und sogar ein John Mayer-Cover. Letzteres vermisst zwar das Feingefühl des Originals, aber der rohe und ausufernde Stil des Trios hat seinen eigenen Charme. Stumpf, aber voller Energie. Wie es sich für einen Arzt mit Stethoskop gehört, bittet Victor ein paar Damen aus dem Publikum auf die Bühne, um zu hören, wie es um den Puls seiner neuen Fans bestellt ist. Es ist spät, es ist wild. Auf dem letzten Riff verharrend, springt der junge Doktor von der Bühne und endet erst, als er hinter dem angrenzenden Merchandise-Stand ankommt. Autogramme statt Krankschreibungen.

Schon ist es Samstag und das Wetter ist weiter gnädig. Wer den Tinnitus nicht abwenden konnte, findet sich lieber zum Übertönen an der Waldbühne ein. Julian Sas und seine beiden Mitstreiter kaschieren alle Sorgen mit erdigem Bluesrock und eskalativen Soli des Mannes, der nicht selten im Geiste von Rory Gallagher aufspielt. Sas könnte vermutlich auch drei Stunden auf der Bühne stehen, ohne einen Hauch Spielfreude einzubüßen. Das Publikum dankt es dem spielwütigen Niederländer lauthals. Zum Runterkommen geht es dann weiter mit Melanie Mau & Martin Schnella als Trio mit Bassist Lars Lehmann. Begrenzt auf Gitarre und Bass spielen sie verschiedenste Cover-Stücke, aber auch Eigenkompositionen, die sich teils in Richtung Folk und Märchenerzählung bewegen. Dabei ist das präzise Spiel von Martin Schnella über jeden Zweifel erhaben. Sympathische Profis, die verschiedensten Stücken ihren Stempel aufdrücken. Dass sie eigentlich mit mehr Personal anreisen wollten, gerät schnell in Vergessenheit. Mit bald 84 Jahren ist Mani Neumeier ein wahres Urgestein des Krautrocks. Bei Guru Guru zeigt er auch heute noch, dass die Rente keine Option ist. Als Meister ihres Fachs gelingt es der Band, alte Klassiker neu zu arrangieren und nichts verstauben zu lassen. So darf Keyboarder Zeus B. Held neue Kreativität in die Songs einweben, wo einst eine zweite Gitarre erklang. Kreativ sind die Stücke mitsamt gelegentlichem Nonsens à la Entenflöten und Gummischlangen ohnehin. Blues, orientalische Farbtupfer und Ideen, auf die man nüchtern wohl nicht kommen würde, bilden eine faszinierende Mischung. Auch heute noch. The Magic Mumble Jumble verbinden Menschen. Das ist so weit nichts Neues. Wo sie einmal spielen, spielen sie auch gerne ein zweites Mal oder auch direkt für immer. Sowohl das ›Herzberg Festival‹ als auch ›Woodstock Forever‹ sind schon Heimspiele im Kreise der Band. Von unbekannten Straßenmusikern mit unerschütterlich lebensfrohen Stücken gelang es ihnen, immer mehr Menschen in ihren Bann zu ziehen. So ist auch dieses Konzert keine Ausnahme. Eine Bühne voll mit acht Gleichgesinnten aus Deutschland, den Niederlanden und Island. Frontmann Paul Istance als charismatischer Anker springt barfuß auf die Boxentürme und motiviert zum gemeinsamen Tanzen. Songwriting mit Ohrwurmpotenzial und instrumentaler Vielfalt. Voll positiver Energie geht es für viele direkt weiter zum großen Buffet aus Merchandise-Artikeln. Während die Hamburg Blues Band noch etwas auf sich warten lässt, darf Keyboarder Frank Tischer sein eigenes Trio Sound On Purpose eine Bühne weiter vorstellen. Begleitet von Drums und Violine gleiten Tischers Keyboardteppiche in den elektrischen Weltraum. Irgendwo zwischen Space Rock und „Berliner Schule“ kommen die Songs zum Halt. Eine gesungene Ballade am Ende des Sets sticht besonders hervor. Viel Zeit zum Erholen bleibt Tischer nicht, denn die Hamburg Blues Band sticht langsam mit dem Bluesfrachter in See. Auch dieses Jahr gibt es wieder die berühmt berüchtigte Allstars-Variante um die Ohren. Hier erweitert sich die Stammband um Gert Lange Lied für Lied bis hin zur großen gemeinsamen Eskalation. Auch dieses Jahr springt ein energischer Krissy Matthews über die Bühne und duelliert sich mit Gitarrenlegende Clem Clempson. Blues-Harp-Spieler Will Wilde steht den beiden dabei in nichts nach. Ausgestattet mit einer Armada aus Harmonikas, wechselt er mitten im Solo eine nach der anderen durch und kreiert einen Spannungsbogen, der seinesgleichen sucht. Zusammen mit Heidi Solheim, ihres Zeichens Sängerin von Pristine, ist das Konzert ein kleines Festival für sich. Leider konnte Inga Rumpf aufgrund eines Trauerfalls nicht dabei sein. Die Gesichter vor der Bühne sind dennoch sichtlich erfüllt von der einmaligen Kombination an Musikern, die wie ein Ritual als fester Bestandteil des Festivals besteht. Mittlerweile ist es dunkel, nur noch zwei Acts stehen auf der Liste. Ein Feuertänzer überbrückt eindrucksvoll die Wartezeit, umringt von begeisterten Gesichtern. Das Wetter hält. Ein letztes Mal geht es zur großen Waldbühne. Auch 2025 soll das Gestell in der jetzigen Form wieder genutzt werden. Mit dem Bühnenbauer ist bereits alles abgesprochen. Ideale Bedingungen, denn die gute Akustik und stimmungsvolle Beleuchtung kommen auch den Flower Kings entgegen. Die Schweden rund um Roine Stolt sind in bester Stimmung und haben einen Strauß aus Longtracks mitgebracht. Mancher Moment klingt nach den frühen Genesis, nie wird es zu frickelig oder kleinteilig. Keyboarder Lasse Larssons Klangwelten wabern in Stereo über das Gelände und münden in einem monumentalen Solo. Stolt lehnt am Verstärker und blickt gebannt zu seinem Kollegen. Hinterher gibt er zu, dass er keine Ahnung habe, wie Larsson so etwas improvisieren kann. Die großen Melodien bleiben stets im Fokus, während die Zeit wie im Flug vergeht. Was kristallklar abgemischt ist, wird ebenso perfekt von den fünf Musikern gespielt. Nur den Wunsch einer Zugabe können sie nicht erfüllen, da jegliche Komposition den zeitlichen Rahmen sprengen würde. Zeit ist kostbar. Bevor es zum Abschluss des Festivals kommt, bittet Familie Memm alle helfenden Hände auf die Bühne. Tochter Melanie dankt allen Beteiligten und natürlich nicht zuletzt dem Publikum. Doch auch Trauer soll hier ihren Platz haben. Fotograf Jan Hofmann war eine Säule des ›Woodstock Forever‹-Teams und verstarb 2023 plötzlich. »Bei all dem sollten wir niemals vergessen, wie schön wir es haben, und wir sollten die Momente, die wir zusammen haben, nutzen«, beendet Melanie Memm ihre Ansprache. Zusammen wird I Am Sailing von Rod Stewart gesungen, dann tritt die letzte Band des Festivals an. Auch dieses Jahr wird hier mit Voodoo Room eine Coverband verpflichtet. Wie der Name vermuten lässt, geht es hier sowohl um Hendrix als auch um Clapton und Cream. Die drei Engländer mittleren Alters brauchen eine Weile um aufzutauen. Zwei so große Gitarristen wahrheitsgetreu abzubilden ist sicher keine leichte Aufgabe, aber mit Peter Orr steht ein Veteran mit drei Dekaden Bühnenerfahrung auf der Bühne. Voodoo Room sind kein energetischer Closer wie Doctor Victor am Vortag, sondern schütteln ein Set an Klassikern locker aus dem Ärmel. Slowhand-Style. Vier Zugaben werden eingefordert. Als immer noch niemand das Ende akzeptieren will, gibt es nach einer kurzen Beratung noch ein letztes Mal Foxy Lady um die Ohren. Ist es noch spät oder schon früh? Rasend verstreicht die Zeit zwischen all den Talenten im erlesenen Line-Up. Die ersten Zelte sinken zu Boden, Camper rollen den Hügel hinab, während andere ihre Köpfe aus dem Zelt strecken und sich noch sortieren. Ist es schon wieder Sonntag? Was Familie Memm und Team auf die Beine gestellt haben, ist wie immer bewundernswert. Dabei sollen auch die nächtlichen Sets von DJ Bunzel und DJ Electric, der niedrig gehaltene Bierpreis oder das kinderfreundliche Programm der Family Zone nicht unerwähnt bleiben. Viel Liebe fließt in das Festivalgelände und so letzten Endes in alle, die 2024 wieder mitgefeiert haben. [B: Christa & Roland Koch, T: Marvin Brauer]

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