Reise zu den traditionellen Wurzeln des Hill Country Blues – Unsere Blues-Kreuzfahrt geht 2024 natürlich weiter. Diesmal mit einer regionalen Variante des Country Blues, genauer gesagt mit dem North Mississippi Hill Country Blues, der mit seiner charakteristischen und deutlichen Betonung von Rhythmik, Perkussion, Gitarrenläufen.
Reise zu den traditionellen Wurzeln des Hill Country Blues – Unsere Blues-Kreuzfahrt geht 2024 natürlich weiter. Diesmal mit einer regionalen Variante des Country Blues, genauer gesagt mit dem North Mississippi Hill Country Blues, der mit seiner charakteristischen und deutlichen Betonung von Rhythmik, Perkussion, Gitarrenläufen (unvorhersehbaren Akkordfolgen und Taktzählungen) sowie auch ungewöhnlichen Songstrukturen eine besondere Spielart ist. Die Region Hill Country befindet sich im Norden des Bundesstaates Mississippi an der Grenze zu Tennessee. Blues-Pionier R. L. Burnside, der früh sein Gitarrenspiel bei der Hill-Legende Mississippi Fred McDowell lernte, ist ein sehr bekannter Vertreter dieser speziellen Blues-Variante. Vier Jahre vor R. L.’s Tod erschien 2001 das erste bedeutende gemeinsame musikalische Signal von Opa R. L. und Enkel Cedric Burnside mit dem Live-Album Burnside On Burnside. Nun kündigt der 2022 für sein Werk I Be Trying (2021) mit dem Grammy Award (Bestes Traditionelles Blues Album) ausgezeichnete Singer-Songwriter Cedric Burnside, der für seinen Großvater Robert Lee bereits schon 13-jährig Schlagzeug gespielt und mit ihm getourt hat, zu Anfang April sein zutiefst persönliches neues Album Hill Country Love an. Auch er ist inzwischen ein Star der US-Blues-Szene und seine Liebe gilt bis heute eben dem Hill Country Blues, den er regelmäßig mit guten Veröffentlichungen bei den weltweiten Blues-Gemeinden immer frisch in Erinnerung hält. Schon der Titel Hill Country Love assoziiert, dass hier eine besondere Schatztruhe von Enkel Cedric zusammengestellt wurde. Der erst 45-jährige Cedric Burnside hat in seinem musikalischen Leben bereits erstaunliche Leistungen erbracht, viele Alben mit Größen der US-Blues-Szene, dutzendfach Nominierungen und Preise, Touren und Auftritte am Fließband, etliche Filmauftritte (Hauptrolle: Texas Red). Dennoch sagt er selbst das er immer weiter wachsen will und wächst, für ihn Hill Country Love die Krönung seiner bisherigen Karriere ist. Weiterhin wollte er für dieses Album ein echtes Gefühl von Ehrlichkeit und Integrität schaffen. Ich kann ihm jetzt schon bestätigen das er das wirklich geschafft hat.
Unter Aufsicht und feiner Führung von seinem prominenten fast gleichalterigen Landsmann Luther Dickinson (North Mississippi Allstars, The Black Crowes) aus Mississippi wurde produziert und in einer sehr unkonventionellen Örtlichkeit unter einfachsten Bedingungen aufgenommen. Ein altes leerstehendes Gebäude, früher ein Anwaltsbüro, in der Kleinstadt Ripley, Geburtsstätte des Hill Country Blues. Diese Räumlichkeiten, alles war aus Holz, was den Sound wie eine große Holzkiste klingen ließ, war ursprünglich als Burnside’s Musik-Stube gedacht, schufen eine gewollt authentische und retro-resonante Klangumgebung, mit der man die Essenz einer gefühlvollen und düsteren Ästhetik dieser Lieder einfing. Man hört im Durchlauf des Albums Arbeitsgeräusche, Kommentare und Sprachfetzen der beteiligten Musiker. „Yeah, now the next Song.“ Das unterstreicht noch einmal, das diese 14 Titel des Albums in einer außergewöhnlichen zweitägigen Session fertiggestellt wurden und die spontane und rohe Energie von Burnsides Musik sehr hautnah wiedergibt. Live-Atmosphäre in ein Studio-Album zu transportieren haben auch schon andere Künstler realisiert, nicht immer so perfekt wie hier. Aber wenn man diesen Hill Country Blues nahe der Wurzeln hört, sparsam instrumentiert und unspektakulär aber mit viel Leidenschaft gesungen, dann kommt man Nahe an das Gefühl wie sich Menschen vielleicht fühlten die vor mehreren Jahrzehnten lebten und solcher Musik in der Region Hill Country lauschten. Die lange Reise von Cedric Burnside erstreckt sich seit 2001 nun über mehr als zwei Jahrzehnte und ist geprägt von künstlerischem Wachstum und Weiterentwicklung und die hat ihn nun zu diesen 14 beseelten Liedern von Hill Country Love geführt.
Das Album Hill Country Love ist eine intime und persönliche Darstellung der lebenslangen Erfahrungen, Herausforderungen und Triumphe als Komponist, Sänger, Gitarrist und Schlagzeuger. Cedric Burnside’s Hingabe und Engagement für Authentizität zeigt sich in jedem Lied, die zwar den Wurzeln des Hill Country Blues treu bleiben, aber durch Cedric’s moderne Interpretationen und Einbringen eigener Versatzstücke doch einen Schritt weitergehen. Über diese vokale Musik hinaus sind Burnsides Texte eine Geschichte der Widerstandsfähigkeit, Entwicklung und bleibender Kraft des Familienerbes. Sein Weg vom jungen Schlagzeuger in der Band seines „Big Daddy“ Robert Lee, dort sogar seinen eigenen Vater Calvin Jackson ersetzte, zu einem gefeierten Künstler, ist eine Geschichte der Hingabe und Leidenschaft für die Blues-Tradition. Aber eben auch genau diese Geschichten die der Blues immer wieder hervorbringt. Hill Country Love lädt die Zuhörer ein, an einer musikalischen Reise teilzunehmen, die sowohl zutiefst persönlich als auch universell nachvollziehbar ist. Bereits die Startnummer eins I Know hat alle Merkmale eines druckvollen Hill Country Blues und das titelgebende Hill Country Love danach ist eine Hommage an Burnsides ureigene Wurzeln. Auch das begleitende, beeindruckende Musik-Video (Regie: Jim Arbogast) unterstreicht das deutlich. Burnside: „Ich bin mein ganzes Leben lang gereist, und der Song Hill Country Love gab mir die Möglichkeit, die Leute wissen zu lassen, dass ich liebe was ich tue, und ihnen einen Eindruck davon zu vermitteln, wie wir das in Mississippi tun. Hausparty ist hier Tradition, Big Daddy hat viele davon geschmissen. Darüber habe ich nachgedacht, als ich den Song geschrieben habe; woher ich komme und wohin ich gehe, und wie meine Reise war, um dorthin zu gelangen wo ich jetzt bin." Das passt sowie auch der Song Juke Joint, der eine Hommage an die lokalen Nachtleben-Institutionen ist, die für Burnside’s persönliches und musikalisches Wachstum von zentraler Bedeutung waren. Hill Country Love enthält Rock-, R&B- und Hip-Hop-Elemente, eine Bandbreite von Klängen und Emotionen, vom selbsterklärenden Instrumental Funky bis zu den harten Wahrheiten von Toll On They Life und Coming Real To Ya. Die bekannteste der vierzehn Kompositionen ist mit Abstand Cedric’s Version von You Got To Move (Mississippi Fred McDowell) das von den jungen Rolling Stones sehr populär gemacht wurde, aber auch oft von Burnside’s Großvater R. L. auf seiner Farm in Holly Springs gespielt wurde. Burnside: „Bei diesem Album hatte ich das Gefühl, dass ich schreiben werde, was ich fühle, werde schreiben was los ist und ich musste keine Kompromisse eingehen, weil ich es selbst gemacht habe. Ich habe Tontechniker und Musiker bezahlt, hatte keine Plattenfirma dabei. Wir sind einfach losgezogen um Musik zu machen. Also danke ich dem Herrn für diese Musik. I really do."
Hill Country Love ist ein Werk geschnitzt aus einem uralten Stamm Holz des Hill Country. Einzelne bearbeitete Bereiche habe ich versucht zu visualisieren und den Musik-Handwerker dabei zu beschreiben. Es ist eine große Verbeugung für die traditionellen Wurzeln dieses besonderen Blues und Geschichte dieser Region. Mich hat Cedric mit Hill Country Love tief berührt und ich spüre die Liebe die er transportieren will. Dafür hat er meine absolute Anerkennung und wird mit dieser audiophilen Botschaft seinen vorderen Platz als Vertreter und Bewahrer des Hill Country Blues weiter festigen. Stellvertretend dafür ist auch das Lied Closer, hier strebt Burnside für sich und uns alle nach geistlicher Erlösung. Hört euch dieses Lied in Ruhe an und versteht was wichtig ist für unsere Zukunft. Vielleicht hat Cedric Burnside es anders gemeint, aber das ist meine Interpretation, basierend auf meine Sozialisierung hier in meinem ureigenen Hill Country. [Roland Koch]
Cedric Burnside: "Hill Country Love" (CD, DX, Vinyl)
VÖ: 05-04-2024; Label: Provogue Records; Vertrieb: Mascot Label Group; Katalognummer: PRD77281 (VL), PRD77282 (CD); Barcode: 8712725747574 (VL), 8712725747581 (CD); Musiker: Cedric Burnside (Gesang, Gitarre, Schlagzeug), Gäste; Produzent: Luther Dickinson; Studio: Burnside's Juke Joint, Ripley, Mississippi, US; Technik: K.A.; Grafik, Design, Fotos: K.A.; Genre: Blues, Country, Rock; Laufzeit: siehe unten Einzel-Titel; Promotion: Mascot Label Group; Bemerkungen: erscheint als Vinyl, CD und Digital
Titel (Album Edits): 1. I Know (2:49) 2. Hill Country Love (3:04) 3. Shake Em On Down (2:55) 4. Juke Joint (2:51) 5. Smile (2:40) 6. Closer (2:40) 7. Coming Real To Ya (3:02) 8. Thank You (2:42) 9. Love You Music (3:10) 10. Toll On They Life (3:29) 11. You Got To Move (3:07) 12. Strong (1:55) 13. Funky (2:40) 14. Po Black Maddie (4:49) GLZ:
Cedric Burnside – I Be Trying
Der Album-Titel I Be Trying (2021: Single Lock Records) mag eine Lebenseinstellungen des zweifachen Grammy-Nominierten Cedric Burnside sein. Aber es ist auch für eine Menge anderer Menschen ein Leitbild in einer Zeit, in der viele von uns entdeckt haben, was der pure Blues wirklich bedeutet. Aufgenommen im Schnelldurchgang über drei Tage in den Royal Studios in Memphis (dem Heimstudio von Al Green und Hi Records in den 60er und 70er), ist dieses Album das ultimative Statement für einen von Kritikern gefeierten Künstler, der stolz den alten Mantel des Mississippi Hill Country Blues in die ganze Welt, aber auch nach Europa, getragen hat. Über dreizehn Titel liefert Burnside seine Art von Roots-Blues hauptsächlich mittels Gitarre und Perkussion, ein Musik der in seiner Seele geboren wurde, aber auf der Straße entwickelt und perfektioniert wurde. Aber egal wie weit er auch reist, der rechtschaffene, erdige Klang den er erzeugt, konnte nur in den Hill Countries geschaffen werden. I Be Trying ist der Klang des modernen Mississippi. Produziert von Boo Mitchell (Uptown Funk), mit Gastauftritten von Luther Dickinson (North Mississippi Allstars) und Zac Cockrell (Brittany Howard). Bei den 13 Titeln von I Be Trying hört man deutlich das Burnside den zugespielten Ball von seinem legendären Großvater und Blues-Pionier R. L. Burnside souverän aufgenommen hat. Cedric Burnside schafft mit seinem urbanen, kühnen schwarz-amerikanischen Blues problemlos den Spagat zwischen den Generationen, eine starke Verbindung zwischen modernen Klang-Landschaften, respektiert und ehrt aber auch gleichzeitig die Wurzeln seiner Vorfahren. [Roland Koch]
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