Wieder mal Sachsen, erneut ehrlich rockig & sehr besonders !! – Beim Berliner Label RecordJet sind bereits viele junge Musiker oder Bands erfolgreich gestartet, hier diesmal das Quartett Poliverso, wieder einmal aus der schönen Sachsen-Metropole Dresden. Und was präsentiert uns diese sehr rockig ausgerichtete Band auf ihrem EP-Debüt Sunbound.
Eine Menge, zuerst einmal mit vier Titeln und über 33 Minuten eine überraschend satte Spielzeit. Dann eine Kombination aus englischen und spanischen Gesang, der mich phasenweise an die erfolgreiche Combo Flor De Loto aus Lima (Peru) erinnert. Außergewöhnliches Cover-Artwork auf dem vierseitigen Gatefold auch noch obendrauf. Musikalisch eine breite Instrumentierung und alle Tempos versiert vorgetragen von Sören Müller an dicken Bass-Saiten, Señor Andrés Ramos: Gitarren, dem schottischen Tastenmann & Produzenten Scott McLean sowie dem rhythmischen Brasilianer Eduardo Mota an Schlaginstrumenten. Allesamt erfahrene Musiker mit verschiedener Herkunft, Prägung und Temperament. Den zweisprachigen Gesang übernehmen wechselseitig die beiden Saiten-Zupfer. Sören hat mit dem vorherigen Projekt Orange Utan und dem Album Katastrophil bereits eine musikalische Grundrichtung vorgegeben, aber keinen seiner damaligen Ex-Kollegen auf dieser weiteren neuen Reise mitgenommen. Und vielleicht war es Poliverso nicht so klar, sie liegen mit ihrem gemischten Doppel sowie Gesang auch in Muttersprache sehr im Trend. Ich bin zufällig an dieses schöne Werk gekommen und freue mich natürlich besonders, als Fan solcher Musik, dass nun diese Rezension aus meiner Feder fließen darf. Auch wenn Scott und Sören bereits auf beachtliche Karrieren im deutschen Rockzirkus zurückschauen können, ist es ein kollektives Werk der vier erfahrenen Männer aus Dresden. Denn auch Andrés und Eduardo haben deutliche Spuren bei vielen Projekt-Beteiligungen gezeichnet.
Bereits 2019 formiert, hat Poliverso im Juli 2021 den Titel El Quinto Sol auf den einschlägigen Streaming-Portalen als Single vorab angeboten. Jetzt folgt Mitte September das physikalische Album mit diesem und den drei weiteren Titeln: Lethargy, Aurora und La Hechicera, die letzten beiden fast 10 Minuten lang. Die vier Musiker haben nicht versucht zu kopieren oder sich an anderen auszurichten, so schwer das heutzutage ist, sondern etwas Neues aus dem gemeinsamen Hut gezogen. Dabei ist es natürlich klar, dass der erfahrene Musik-Hörer hier und da Klänge hört die ihm bekannt vorkommen. Aber alles ist in sich schlüssig, eine Melange aus verschiedenen rockigen Stilen von Art bis Stoner. Und es rockt oft !! Immer wieder auch noch nuancierter Gesang und schwebende Tastatur-Sounds, sie sind mehr als begleitende und stützende Elemente. Die vier Titel sind harmonisch aber nicht überbetont gemischt, alle Instrumente sind gleichberechtigt gewichtet. Für mich sind die beiden spanischen Titel El Quinto Sol und La Hechicera die klingenden Kraftwerke dieser Produktion, besonders letzterer Titel könnte in der Set-Liste der Band Live ein Dauerbrenner werden. Aber nicht falsch verstehen, die beiden anderen Stücke zeigen ebenso große Klasse. Geplant ist laut Band eine Tour spätestens Anfang 2022. Da können sich dann alle Fans besonderer Rock-Musik, so diese nervige Pandemie und deren desaströsen Umstände für die Kultur das zulässt, von der Qualität der Musik von Poliverso überzeugen lassen.
Den achtäugigen Ring des Frontbildes könnte man an die vier Augenpaare der Mitglieder koppeln, aber das große zentrale Auge in der Mitte, es wird doch nicht einem Magier aus einem sehr bekannten Fantasie-Roman gehören ?? Jedem Betrachter sei seine eigene individuelle Interpretation erlaubt. Man sieht, dass auch die Idee mit dieser eigenwilligen Zeichnung aus der Feder und Staffelei vom Multi-Künstler Cornelius Ochs von Ochsworks aus Halle/Saale seinen Sinn gut erfüllt hat. Man schaut auf das Frontbild und fantasiert was wohl gemeint ist oder welchen Bezug es zu der Musik und der Lyrik hat. Genau, Texte wären schön gewesen. Aber es ist das kompakte Debüt einer sich positionierenden neuen Formation. Mir hat Sunbound in jeder Hinsicht sehr viel Spaß gemacht und ich freue mich auch schon auf das kommende Solo-Werk von Andrés Ramos. Ich werde den Veranstaltern im deutschsprachigen Raum in jedem Fall dieses interessante Quartett aus Dresden ans Herz legen. Denn eines weiß ich genau, wenn man die vier erfahrenen Musiker von Poliverso mal auf die wieder feiernde, kulturhungrige Menschheit loslässt, dann rappelt es in den Buden. Gut gemacht Poliverso, immer weiter so. [B: Poliverso, T: Roland Koch]
Das Projekt Orange Utan und deren grandioses aktuelles Album des Bassisten und Songwriters Sören Müller aus Dresden durfte ich hier schon im letzten Jahr vorstellen. Nun präsentiert er zusammen mit seinen Mitstreitern im Rahmen des neuen Projektes Poliverso ein Lebenszeichen. Poliverso sind der Gitarrist Andrés Ramos, der schottische Keyboarder und Produzent Scott McLean sowie der brasilianische Schlagzeuger Eduardo Mota. Ihr erster Output ist die EP Sunbound, die sich ihren Weg digital und in Form einer CD in die Musikwelt bahnt. Das Gebotene lässt sich wohl am ehesten als Progressive Rock mit Punk und Stoner Zügen bezeichnen. Hier wird in Latino-Prog in seiner besten Form geboten. Das als Single ausgekoppelte El Quinto Sol, das ihr HIER hören könnt, stellt einen sehr repräsentativen Opener für die mit 33 Minuten doch recht beachtlich lange EP dar. Noch besser wird es in den Longtracks, zum Beispiel dem über neun Minuten langen Aurora. Der Gesang bereitet mir streckenweise Schwierigkeiten, passt aber in den Kontext der rauhen und ungeschliffenen Produktion. Hier ist durchaus noch Luft nach oben. Variantenreich und gut gespielt ist der Song dennoch. Die Band hat live noch nie in größerem Umfang zusammengespielt. Daher wirkt das Zusammenspiel der einzelnen Instrumente noch etwas bemüht. Und auch die Keyboards gehen im Gitarrengewitter oft unter, was sehr schade ist. Mir gefällt der letzte Longtrack La Hechicera mit den sirenenartigen Keyboards, den Flöteneinsätzen und den instrumentalen Achterbahnfahrten im Mittelteil am besten. Auch melodisch und rhythmisch kann der Track was. Wie schon angerissen, ist die Produktion für ein erstes Lebenszeichen in Ordnung. Einige Verfeinerungen werden der nächsten Produktion aus dem Hause Poliverso die einzelnen Parts sicherlich noch stärker gewichten und ausdifferenzieren. Erste Liveaktivitäten sind für den kommenden Herbst geplant. Es lohnt sich ganz bestimmt, die Musiker auf ihrer weiteren Profilschärfung zu begleiten, und Sunbound stellt einen guten Ausgangspunkt dar.
Fazit: Auf Sunbound bieten die Newcomer von Poliverso eine interessante und anregende Mixtur aus Prog Rock und Stoner / Desert Rock mit einer noch rauhen Produktionsnote, Line Up: Sören Müller – Bass, Gesang, Andrés Ramos – Gitarre, Gesang, Scott McLean – Keyboards, Eduardo Mota – Schlagzeug, Herkunft: Dresden / Deutschland, Release: 17.09.2021, Label: Eigenverlag, Dauer: 33:25, Genre: Progressive Rock. Tracklist Sunbound EP (LC 24625) - 1. El Quinto Sol (6:37), 2. Lethargy (7:51), 3. Aurora (9:34), 4. La Hechicera (9:19). Unten von links nach rechts: Eduardo Mota, Andrés Ramos, Sören Müller
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