Der Gordische Knoten ist wieder einmal geknüpft – Ich habe in Bamberg beim diesjährigen 18. Blues & Jazz Festival Anfang August debütiert und dort am dritten Tag auch die Rock-Band Gordian Knot erlebt. Dieser Name ist mir bekannt von drei US-Bands: Sunshine-Pop aus Kalifornien Ende der 60er, Celtic-Folk-Pop aus Houston Mitte der 90er und Prog-Metal Ende der 90er.
Aber von den Lokal-Matadoren, die auch schon seit mindestens 1990 eine feste Größe in der Bamberger Musikszene sind, hatte ich bisher leider keinerlei Kenntnis. Aber gut, das ich vier der fünf Musiker nun persönlich kennengelernt habe, denn genau bei solchen Veranstaltungen finde ich immer wieder großartige Künstler und Formationen. So auch mit dem Quintett Gordian Knot (2012: Drifting With Amplitudes), die mich Live mit moderner klassischer handgemachter Rockmusik mit ihren Eigenkompositionen und ausgefeilter Handwerkskunst überraschten. Die Formation um Sänger, Gitarrist und Songwriter Jürgen „Jorgos“ Fritz ist bereits 2013 und 2015 beim Blues & Jazz-Festival Bamberg aufgetreten. Sie haben seit einem Jahrzehnt mit Leo Spangel (Piano, Synthesizer), Christian Zapf (Gitarre, Gesang), Frank Rockrohr (Bass), Robert Hausner (Schlagzeug) eine äußerst stabile Mannschaft und man merkte, dass sie gut eingespielt sind. Im Gespräch nach dem Auftritt erzählte mir Jorgos, das deren Musik noch besser und ausgewogener klingt, wenn der Mitgründer und Tastenmann Leo Spangel dabei ist, der fehlte leider diesmal. Er übergab mir auch noch eine CD von dem weiteren Herzensprojekt Velvety Waves. Dazu gibt es im MINT einen Bericht. Nun erscheint ihr neustes drittes Werk Crabs In A Basket.
In den Projekten von Jürgen Fritz scheinen Küsten und Meere eine starke Rolle zu spielen. Albumtitel wie Treiben mit Amplituden, samtweiche Wellen, Krabben im Korb, lässt diese Schlüsse zu, aber natürlich auch andere Interpretationen. Diesmal geht es um eine Metapher der Sozial-Psychologie, dem Krabben-Effekt. Krabben-Mentalität ist auch eine Beschreibung für das menschliche Verhalten, bei dem sich Personen gegenseitig am Erfolg hindern, ohne daraus einen eigenen Nutzen zu haben, weil sie anderen nicht gönnen, was sie selbst nicht erreichen können. Sie kann in Beziehungen, Berufsleben oder Gruppen/Kollektive auftreten und blockiert oft den Fortschritt aller Beteiligten durch Neid und Missgunst. Leider gibt’s auch einige Krabben in der deutschen Musikszene, aber gottlob nicht bei Gordian Knot. Nun ist es bei denen nach 13 Jahren endlich wieder soweit, das dritte Werk Crabs In A Basket soll wieder mit einer großen Party in das Licht der Kultur-Welt, besonders aber der breiten Öffentlichkeit, gebracht werden.
Das Titelstück Crabs In A Basket beginnt mit einem sehr überraschenden Americana-Intro, nach etwa 1,5 Minuten steigt Sänger, Gitarrist und Songwriter Jürgen Fritz mit seinem Gesang ein. Das gesamte Titel-Lied ist praktisch das Intro, denn es führt übergangslos zu Slaves Of Babbits Laws. Hier erst einmal akustische Gitarre im Vordergrund, wird es punktuell dann etwas rockiger, sehr schönes Zusammenspiel der gesamten Band, jedes einzelne Instrumente ist deutlich zu hören, ein sehr ausgewogenes Gruppenspiel. Das ist beim nächsten Rocker Those Unimportant Things ähnlich, kein Abfall der Qualität und das Ganze mit einem schönen eingepassten Gitarren-Solo von Christian Zapf. Der ist mir mit seiner konzentrierten und filigranen Gitarrenarbeit schon beim Auftritt auf dem Maximiliansplatz aufgefallen. Klasse Intro bei Nothing But Your Way, Bass und Gitarre von Frank Rockrohr (Bass) und Christian Zapf im rhythmischen Twin-Modus, kurz danach steigen Schlagzeuger Robert Hausner und Keyboarder Leo Spangel ein. Er bekommt in diesem Lied auch noch einen Solo-Auftritt, wo er sein Instrumentarium mal so richtig ausfahren kann. Sehr schöner Rocker, der die Harmonie von Gordian Knot unterstreicht. Etwas ruhiger wir es mit Piano & akustischer Gitarre bei Meeting On A Bridge. Danach wird bei Spinning Around das Tempo wieder mächtig angezogen, eine vorwärtsstrebende rockige Komposition mit Harmoniegesang, die den Groove über die gesamten 4 Minuten hält und im Mittelteil mit einem sehr schönen Intermezzo aus Bass, Gitarre, Keyboards. Diesen Teil kann man Live bei der Album-Vorstellung am 21. November in der Kulturfabrik Bamberg (KUFA) locker auf 5 bis 10 Minuten aufpumpen. Spielwitz, Fingerfertigkeit und Teamspiel haben Christian, Frank und Leo genügend. Im gleichen lockeren Stil geht es mit Thoughts Are Seeds und Marionet mit abrupten Ende (Abtast-Nadel von der Platte gerutscht) weiter. Ausgefallene Melodien, die Instrumente durchgängig ausgewogen in der Balance, gut platzierte Soloeinlagen. Bei der harmonischen Ballade Unredeemed Soul kann Jürgen Fritz wieder mit seiner Stimme und Christian Zapf beim Gitarren-Solo glänzen. Dieses Tempo und die Gangart gefällt ihm, das ist mir schon bei Velvety Waves aufgefallen. Pfeifen kann der Jorgos auch, denn so startet das fröhliche Lied You´re Happy zum Abschluss. Bei dem rhythmischen Rocker können alle fünf kollektiv noch einmal beweisen wie schön gemeinsames Musizieren sein kann. Unter den Key-Fanfaren von Leo und rhythmischen Trommeln von Robert ein schöner fröhlicher Ausklang. Wer eine Schublade für die Bamberger Truppe braucht, Rock-Pop mit breiten Einflüssen verschiedener harmonierender Genres.
Insgesamt ein abwechslungsreiches Themen-Album. Die Songs handeln davon wie die Krabbenmentalität entsteht und wie man dem Krabbenkorb entkommen kann. Zehn gut produzierte Eigen-Kompositionen, erneut aus der Feder von Jürgen Fritz, mit obendrein aussagekräftigen Texten. Mit einem festen gordischen Knoten wieder alles zusammengeschnürt und exzellent von Lothar Hermann in seinem Nature Studios technisch betreut. Ich habe hier nichts zu beanstanden, im Gegenteil. Hier ist erfreulich kein Einzelner der Star, sondern tatsächlich das Quintett. Harmoniegesang wie bei Spinning Around sollten sich die Bamberger öfter trauen, nächste Chance beim Auftritt KUFA. Fünf mutige und erfahrene Musiker aus der Region Oberfranken, die sich an eigenes Material herantrauen und alles exzellent in einem Album umsetzen. Hier mit Crabs In A Basket ein sehr geschmackvoller Krabben-Cocktail, der sicher den Musik-Gourmets am 21. November in der Kulturfabrik Bamberg (KUFA) munden wird. Ein wenig Beilagen aus Drifting With Amplitudes gibt es noch obendrauf. Und Leo, streng dich an das du diesmal mit dabei bist, denn deine Arbeit an den Keyboards bringen tatsächlich mehr Volumen und Klangfarbe in die Kompositionen. An diesem Abend könnt ihr die Live-Premiere des Albums Crabs In A Basket zusammen mit Gordian Knot feiern. Unterstützt wird das Quintett dabei durch zwei bekannte Bamberger Musikgrößen: Max und Konstantin Raab (bekannt durch die Bands Slam Elephant und Generation Six), die mit ihrem Duo Gebrüder Raab alte und neue Rockklassiker präsentieren werden.
Titel (Album Edits): 1. Crabs In A Basket (2:29) – 2. Slaves Of Babbits Laws (4:35) – 3. Those Unimportant Things (5:18) – 4. Nothing But Your Way (5:28) – 5. Meeting On A Bridge (3:43) – 6. Spinning Around (3:50) – 7. Thoughts Are Seeds (4:43) – 8. Marionet (3:18) – 9. Unredeemed Soul (4:14), – 10. You´re Happy (3:50)
Gordian Knot (DE_BY)
You´re Happy 03:50
Gordian Knot beim 18. Blues & Jazz Festival Bamberg
Kommentar hinzufügen
Kommentare