Brit Barde: James George Thompkins – Big Jim Sullivan (UK)

Veröffentlicht am 13. Juli 2025 um 20:27

Geburtshelfer von Hits am Fließband [Vermächtnis] – Ich schrieb kürzlich einem Netzwerk-Freund zu Big Jim Sullivan’s Tiger: „Ja das kenne ich auch, irgendwo mal einen Ohrwurm-Titel gehört, sofort in das Lied verliebt und es geht einem nicht aus dem Kopf. Danach aber lange erst mal vergeblich gesucht.“ Früher waren Suche und Recherche garnicht so einfach.

Es hat dann lange gedauert, aber ich habe das Album dann doch noch gefunden. Ich kannte nur den vermutlichen Namen des Liedes Long Time und das er von einer sehr unbekannten britischen Rock-Truppe stammt. Und die hartnäckige Suche hat sich in jeder Hinsicht gelohnt. Ich habe gestrahlt wie ein Archäologe in Ägypten beim Auffinden einer Grabkammer, als ich endlich das selbstbetitelte Debüt (1975) von Warner, mit dem riesigen Tigerkopf auf der Frontseite des Covers, als Vinyl aus USA in den Händen hielt. Aber nach mehrmaligen Hören gefiel mir damals eigentlich nur der mir bereits bekannte Titel Long Time (06:25) auf der B-Seite des Long-Players. Ein melodischer Kracher mit einem prägnanten Gitarren-Riff. Was kannte ich nun nach dem Kauf mehr, den Namen der Gruppe und die restlichen Titel auf dem Long-Player. Das Lied Long Time habe ich aber auf jede Best-Of-C90-Kassette gepackt die ich für meine Musikfreunde (erstes Netzwerk) anfertigte. Und die meisten meiner Rock-Freunde waren total begeistert von diesem Rocker. Aus meiner heutigen Sicht gehört die Band Tiger um den meisterlichen Gitarristen und Produzent Big Jim Sullivan und ihre drei Alben in die Kategorie Seltene-Rock-Musik-Perlen. Darin bin ich mir mit anderen Liebhabern dieser Musik einig. Ein anderer Fan schreibt: „Ich habe das Debüt Jahrzehnte ignoriert, obwohl ich es oft als Gebrauchtware in der Hand hatte. Das Album war aber immer interessant, weil Schlagzeuger Billy Rankin (Brinsley Schwarz, Ducks Deluxe, Colin Scot) dabei war. Habe mir das Album jetzt gegönnt und überglücklich es nicht eine Sekunde bereut. Toll produzierte klassische Prog-Rock-Perlen. Ein Album das ich nicht mehr abgeben werde.“ Im folgenden Jahr 1976 erschien Goin' Down Laughing bei EMI und 1977 noch im Gefüge der Big Jim Sullivan Band dann nocTest Of Time bei Street Tunes (erst 1983 veröffentlicht). Wer durch Zufall mal die CD Big Jim’s Back – Tiger (1997) irgendwo findet, sofort zuschlagen. Denn hier ist das 75er Tiger-Debüt und das kurz zuvor eingespielte Solo-Album Big Jim’s Back (1974) von Big Jim, mit immerhin Chas & Dave, auf einer Silberscheibe zusammengefasst. Drei Tiger Alben, drei Label, aber auch drei Musiker die konstant dabei waren, Big Jim Sullivan sowie die beiden Sänger Les Walker und Nicky Moore (Samson, Hackensack). Zusammen mit Derek Lawrence (siehe Green Bullfrog Sessions) betrieb Big Jim zwischen 1973 und 1976 das Retreat Records. Dort erschienen einige vorher angeführte Werke, aber auch Material von Kollegen mit denen er zu der Zeit zusammenarbeitete. Er war eben ein Meister und Big Boss, ein Geburtshelfer von Hits am Fließband, ein Arbeitstier, ein echter Kollege. Dazu im weiteren Text mehr Infos.

James George Thompkins – alias Big Jim Sullivan startete seine musikalische Karriere 14-jährig bereits 1955, spielte mit 17 bereits bei den Wildcats von Marty Wilde, der ihn zufällig in einem Café getroffen und angesprochen hatte. Er tourte früh mit Eddie Cochran und begleitete Gene Vincent und war danach über zwei Jahrzehnte einer der bekanntesten und erfolgreichsten britischen Session Musiker. Er war an über 750 Singles beteiligt die eine Chart-Position erreichten, davon circa 60 Nummer-Eins-Hits, hat aber selbst nur eine Handvoll Solo-Alben veröffentlicht. Ich erspare mir hier eine umfangreiche Aufzählung, aber wer sich informieren möchte, der sollte der Verknüpfung Big Jim Sullivan: Guitarist & Arranger folgen. Ende der 60er und Anfang der 70er spielte er bei einigen skurrilen Projekten mit Stars der britischen Rock-Szene zusammen, unter anderem bei den sehr berühmten The Green Bullfrog Sessions. Er war unter anderem der Gitarrenlehrer von Jimmy Page (The Yardbirds, Led Zeppelin, The Firm +), Ritchie Blackmore (Deep Purple, Rainbow, Blackmore's Night, +) und Steve Howe (Tomorrow, Yes, Asia, GTR, +), die ihn bis heute sehr verehren, besonders Ritchie (siehe seinen Nachruf unten). Page bekommt von Big Jim sogar eine Akustik-Gitarre, die sein Schüler auf dem Debüt von Led Zeppelin spielt. Er steht seinen Schülern immer wieder als Mentor zur Verfügung, mit Rat und manchmal auch Tat. Seinen regelmäßigen Broterwerb hatte er aber mit langen Anstellungen beispielsweise bei Tom Jones (1969-1974) und ab 1978 spielte Sullivan neun Jahre lang sogar bei Hansi's James Last. In dieser Zeit ging er auch mit Olivia Newton-John auf Tour. Big Jim: „The best 45 years of my life were the 5 years I spent with Tom Jones.” Das Trio Big Jim, Ritchie und Pete Townsend war dann auch die treibende Kraft die Jim Marshall immer wieder ermunterte, kraftvollere und preiswertere Gitarrenverstärker zu bauen. Auch war er ein Elektronik-Pionier, einer der ersten Gitarristen, der regelmäßig Effektgeräte wie Wah-Wah, Fuzz-Box, Talk-Box, aber auch elektrische Sitar benutzte, nahm sogar die beiden Alben Sitar Beat (1968) und Lord Sitar (1969) damit auf. SchoTTenTipp: Marty Wilde, Born To Rock (DDVD oder CD, 2007).

Green Bullfrog Sessions – Vor einigen Jahrzehnten waren die ursprünglichen acht Titel der Sessions sehr heiße Ware. Da wurde hinter vorgehaltene Hand geraunt, es gebe da Aufnahmen mit Ritchie Blackmore, Albert Lee, Ian Paice, Matthew Fisher, Tony Ashton und ein paar anderen – alle zusammen als All-Star-Band unter einem irrwitzigen Pseudonym. 1970 trafen sich ein Dutzend sehr bekannte Musiker für zwei (andere Quellen nennen drei) Tage in den Kingsway Studios. Produzent damals (und Remixer 1991, Studio: Abbey Road Studios, London) war der bereits erfolgreiche Derek Lawrence (Deep Purple, Wishbone Ash, Angel, +) und Ton-Ingenieur (Engineer) damals Martin Birch (Ton-Techniker 1991: Peter Vince). Aber mit den nicht unwichtigen restlichen Namen der Musiker wurde es dann schon anfangs etwas undurchsichtiger. Auch deshalb schwieriger, weil es damals nicht grundlos sehr geheime Ochsenfrosch-Sessions waren. Die beteiligten Musiker standen bei unterschiedlichen Labels vertraglich auf den Lohn-Listen und durften eigentlich ohne Zustimmung ihrer Brotgeber gar kein gemeinsames Album aufnehmen, geschweige denn veröffentlichen. Das selbstbetitelte Album erschien Ende 1971 bei MCA Records und wurde von vielen Kritikern sehr gelobt und positiv bewertet. Es gab aber praktisch sofort viele Gerüchte um die beteiligten Musiker. Denn als Mitwirker wurden ulkige Namen wie The Boss, Boots, Bevy, Jordan, Pinta, Sleepy, Speedy, Sorry oder Vicar angegeben. Green Bullfrog war lange Zeit nur noch verschiedentlich als offizielles Bootleg zu bekommen, bis es dann 1991 auf CD mit drei bis dahin noch unveröffentlichten Songs (01, 10, 11) bei Connoisseur Collection (auch so Schatzgräber) als Green Bullfrog Sessions neu wieder als Remastered und Remixed erhältlich wurde. Wer noch mehr über die einzelnen Lieder erfahren möchte, dem empfehle ich den schönen Beitrag von remo4 hier im Rockzirkus. Im üppigen CD-Begleittext von Roger Dopson wird nun auch endlich aufgezeigt, welche berühmte Musiker tatsächlich daran beteiligt waren. Drahtzieher waren sicher das Gespann Derek Lawrence und The Boss alias Big Jim Sullivan (siehe vorher Retreat Records). The Boss war ja bekanntermaßen einstmals Ritchie’s Gitarrenlehrer und ist als solcher vom DP-Gitarrenheld bis heute sehr verehrt! (siehe Nachruf). Interessant sind auch die drei weiteren Gitarren von Lee, Blackmore und Alexander, die unterschiedlichen Stile dieser drei Musiker sind immer deutlich auszumachen. Einige weitere grüne Ochsenfrösche – Boots: Ritchie Blackmore, Speedy: Ian Paice, Pinta: Albert Lee (vorher Black Claw sowie Country Fever), Sleepy: Chas Hodges (später Chas & Dave), Bevy: Tony Ashton, Sorry: Matthew Fisher, Vicar: Rod Alexander. Unverzichtbare Aufnahmen bei denen der Jam-Charakter überwiegt, eben ein veritables Kult-Objekt, wie ein geschätzter Kollege mal schrieb. Höchste Empfehlungsstufe !!

Kreativer Ruhestand – Nach der Hitfabrik der 60er und den Fremd-Gastspielen in der Unterhaltungsmusik beschäftigte sich Sullivan hauptsächlich in einem neuen Bereich mit Film- und Werbemusik. Danach begann er mit Willie Austin in den Clubs in seiner Nachbarschaft zu spielen, mit Jazzigem wieder andere Töne. Diese ebenfalls produktive Partnerschaft hielt dann bis 1997. Vier Jahre (1990-94) davon hatte Big Jim eine Jazz-Band namens US zusammen mit Pianist Derek Austin (Caravan, Keef Hartley Band), Schlagzeuger Malcolm Mortimer (Tom Jones, Ian Dury) und Basser Herbie Flowers (Blue Mink, Rumplestiltskin, Sky). Später folgte die Jazz-Formation The 3 Of US ohne Herbie Flowers. Der Big Boss starb laut seiner Frau Norma friedlich am 02. Oktober 2012 in West Sussex. Eine Lebensweisheit die er in der Zusammenarbeit mit Van Morrison (George Ivan Morrison) erfuhr, zeigt den Charakter dieses wunderbaren Musikers: „George ist ein anständiger Mensch, der in seiner Karriere mindestens 50 Millionen Pfund Vermögen aufgebaut hat. Aber ich habe niemals einen unglücklicheren Menschen getroffen wie ihn.“ Wie wahr, ebenso wie auch immer tragisch ist, dass man das Werk eines Menschen erst richtig würdigt, wenn er gestorben ist. Wir im Music-Info-Net versuchen das anders zu machen. Und wenn schon verstorben, dann seine Lebensleistung so würdig wie möglich am Leben zu erhalten. RIP Big Jim !! Bilder unten L_R: Marty Wilde & Wildcats (Quelle: On This Day Music), Marty Wilde & Wildcats Live, Tom Jones & Big Jim Sullivan (Quelle: On This Day Music), Marty Wilde & Wildcats 2007 (Born To Rock). [B: Cover, T: Roland Koch]

Ritchie über Jim Sullivan – The legend of British music scene guitarist Big Jim Sullivan has passed away on October 02nd 2012. Ritchie Blackmore had some of his early guitar lessons from him and admired Big Jim for the rest of his life: I first met Jim Sullivan in 1958. My sister in laws brother introduced him to me. We both lived in the same area: in Middlesex, Cranford. He was playing with Marty Wilde And The Wildcats. He showed me another level of playing. He was probably the most advanced guitarist in the London area. I would listen to the radio every week there was a Marty Wilde Show. Jim was very often featured on the show, so I was glued to the radio. He also made some great instrumentals. One being Trambone and one being Peak Hour (Anmerkung Redaktion: 1961, The Krew Kats). He was the first guitarist to play through a Wah-Wah pedal. It was a Deamond foot volume and tone control. I remember an instrumental called The Bat, where he used the pedal. That would have been around 1959. Last time I saw Jim was in LA where he was playing with Tom Jones. He was one of England’s finest players, a mentor and a good friend for me. His playing will always be in my heart and live on. God bless you Jim. +++ Übersetzung – Die Legende der britischen Musikszene, der Gitarrist Big Jim Sullivan, ist am 02. Oktober 2012 verstorben. Ritchie Blackmore hatte einige seiner frühen Gitarrenstunden bei ihm und bewunderte Big Jim für den Rest seines Lebens: "Ich traf Jim Sullivan zum ersten Mal 1958. Der Bruder meiner Schwägerin stellte ihn mir vor. Wir lebten beide in der gleichen Gegend: in Middlesex, Cranford. Er spielte mit Marty Wilde And The Wildcats. Er zeigte mir eine andere Ebene des Spiels. Er war wahrscheinlich der fortschrittlichste Gitarrist in der Gegend von London. Ich hörte jede Woche im Radio die Marty Wilde Show. Jim war sehr oft in der Show zu hören, so dass ich am Radio klebte. Er machte auch einige großartige Instrumentalstücke. Eines davon war „Trambone“ und eines war „Peak Hour“ (Anmerkung Redaktion: 1961, The Krew Kats). Er war der erste Gitarrist, der durch ein Wah-Wah-Pedal spielte. Es war ein Deamond-Fußregler für Lautstärke und Ton. Ich erinnere mich an ein Instrumentalstück namens „The Bat“, bei dem er das Pedal verwendete. Das muss so um 1959 gewesen sein. Das letzte Mal, dass ich Jim gesehen habe, war in LA, wo er mit Tom Jones spielte. Er war einer der besten Spieler Englands, ein Mentor und ein guter Freund für mich. Sein Spiel wird immer in meinem Herzen sein und weiterleben. Gott segne Dich Jim. (Quelle: Darker Than Blue)

Green Bullfrog (UK)

Sehr heiße Ware waren die ursprünglichen acht Titel vor einigen Jahrzehnten, da wurde geraunt, es gebe da Aufnahmen mit Ritchie Blackmore, Albert Lee, Ian Paice, Matthew Fisher, Tony Ashton und ein paar anderen – alle zusammen als All-Star-Band unter einem Pseudonym. 1970 trafen sich eine Handvoll Spitzenmusiker für zwei (andere Quellen nennen drei) Tage in den Kingsway Studios. Produzent damals und Remixer 1991 (Studio: Abbey Road Studios, London) war Derek Lawrence und Toningenieur (Engineer) damals Martin Birch (1991: Peter Vince). Aber mit den nicht unwichtigen restlichen Namen der Musiker wurde es dann schon etwas undurchsichtiger. Auch deshalb schwieriger, weil es damals eine geheime, konspirative Session war. Die beteiligten Musiker standen bei unterschiedlichen Plattenfirmen unter Vertrag und durften eigentlich ohne Zustimmung der Labels gar kein gemeinsames Album aufnehmen und veröffentlichen. Das selbstbetitelte Album erschien 1971 bei MCA Records und wurde von vielen Kritikern sehr gelobt und positiv bewertet. Es bildete sich bald ein Mythos um die beteiligten Musiker. Angegeben wurden Namen wie The Boss, Boots, Vicar, Bevy, Speedy, Pinta, Sleepy, Sorry oder Jordan. Green Bullfrog war lange Zeit nur noch verschiedentlich als Bootleg zu bekommen, bis es dann 1991 auf CD mit drei bis dahin noch unveröffentlichten Songs (01, 10, 11) bei Connoisseur Collection als Green Bullfrog Sessions neu wieder als Remastered und Remixed erhältlich wurde. Im Begleittext von Roger Dopson wird nun auch endlich aufgezeigt, welche Musiker tatsächlich daran beteiligt waren. The Boss alias Big Jim Sullivan war einstmals Ritchie´s Gitarrenlehrer und ist als solcher von diesem bis heute sehr verehrt!:

Earl Jordan             Jordan     Gesang       Jodo, Les Humphries          Weiterer Vokal: Tony Dangerfield

Ritchie Blackmore  Boots      Gitarre         Deep Purple, Rainbow, +    Räumt im Interview ein, er sei dabei gewesen

Albert Lee               Pinta       Gitarre         Heads, Hands & Feet, +     In frühen Tagen spielte er mit Jimmy Page

Big Jim Sullivan      The Boss Gitarre         TJ, Tiger, Square Four, +     Einstmals Ritchies verehrter Gitarrenlehrer

Rod Alexander        Vicar       Gitarre         Jodo, Blackwater Junction   Jodo VÖ 1970 das einzige Album Guts

Chas Hodges           Sleepy     Bass            Heads, Hands & Feet, +     Mit Dave Peacock Pop-Rock-Duo Chas & Dave

Tony Ashton            Bevy       Keyboards    Aston, Gardner & Dyke, +  Wo war Tony eigentlich nicht mit an Bord

Matthew Fisher       Sorry      Keyboards    Procol Harum, Lord Sutch   Begleittext: Roger Dopson

Ian Paice                 Speedy   Schlagzeug   Deep Purple, PAL, Maze     Verweigerer: Jeff Beck, Roger Glover, Jon Lord

Big Jim Sullivan      Big Jim    Brass & String Arrangements                 Recorded De Lane Lea Studios, London

Derek Lawrence hatte sich einen guten Namen als Produzent (Deep Purple, Wishbone Ash, Angel, +) gemacht und als er rief kamen sie alle. Es geht mit einem Bonus-Titel los, mit viel Gebläse und souligen Sounds. Ain’t Nobody Home von Jerry Ragovoy. Eine Gitarren-Schlacht bietet das siebenminütige, namensgebende Instrumental Bullfrog (basiert auf Purples Jam Stew), zeigt was für klasse Musiker hier am Werk sind, drei Gitarren und eine 70iger Schweineorgel wechseln sich ab. Bei Walk A Mile In My Shoes von US-Singer-Songwriter Joe South gibt es mehr funky Elemente und wenn Earl Jordan singt auch immer etwas soulig. Auffallend das Schlagzeug und die Gitarren, die so gar nicht zu der Melodie und den Geigen im Hintergrund passen wollen. Ein echt irres Tempo. Die Geigen und das Gebläse wurden später von Derek Lawrence dazu gemischt. My Baby Left Me von Arthur Big Boy Crudup (The Father Of Rock & Roll) ist natürlich ein kraftvoller Blues. Das Duo Albert Lee und Tony Ashton (weiterer Tastenmann der Sessions ist Matthew Fisher von Procol Harum) zeigen hier ihr Können in bester Spiellaune, während Earl Jordan sich die Kehle heiser schreit. Makin’ Time ist ein Rock-Song erster Güte (Komponist Eddie Phillips, Kenny Pickett von The Creation). Lawdy Miss Clawdy sollte fast jedem hier bekannt sein, ein Rhythm ‚n’ Blues Klassiker (1952) von Mr. Personality alias Lloyd Price. Jenem Lloyd Price der später auch Stagger Lee (1971) geschrieben hat. Mit dem Country-Rock-Feger I’m A Free Man (Komponist Mark Klingman von The Glitterhouse), inklusive typischen Albert-Lee-Solo, wird es wieder Souliger. Interessant sind die drei Gitarren von Lee, Blackmore und Alexander, die unterschiedlichen Stile dieser drei Musiker sind immer deutlich auszumachen. Ruhiger wird es mit der zeitweise vertrackt daherkommenden Rhythm & Blues-Nummer Lovin’ You Is Good For Me Baby, ein weiterer klassischer Song zwischen Soul und Blues mit fetten Keyboards und Gesang. Beim Rocker I Want You, von Tony Joe White komponiert, gibt Ritchie/Boots Band-Kollege Ian Paice, Rhythmus-Titan von Deep Purple, mit seinem Schlagzeug deutlich den Ton an. Auch Tony Dangerfield, Ritchie´s Kumpel aus Lord Sutch Zeiten, unterstützt beim Gesang. Nun zwei weitere Bonus-Titel. Lousiana Man ist ein Werk vom Pionier der Cajun-Musik Doug Kershaw. Dieser Country Song klingt hier bei Green Bullfrog überhaupt nicht nur nach Country. Eine fette Slide-Gitarre und andere Elemente bringen hier in dieser Version sehr viel Blues & Rock. Und der unverwüstliche Klassiker Who Do You Love ist natürlich auf der Bullfrog Session kein lupenreiner Blues mehr. Der Song von 1958 (Komponist Ellas McDaniel alias Bo Diddley) wurde von einer Legion von Blues & Rock-Musikern interpretiert, auch von Muddy Waters, wurde hier in einer kraftvollen Version rockig aufgemotzt. Hier können sich Quicksilver Messenger und viele andere mehrere Scheiben abschneiden. Eine der heißesten und leider kaum bekannten Cover-Versionen die ich kenne. Bonus: 01. Ain't Nobody Home, 10. Lousiana Man, 11. Who Do You Love. Fazit: Für Gitarren-Freaks und Liebhaber des Blues-Rock gibt es hier sicher einiges zu hören. Die Sessions wirken etwas chaotisch, rau und unpoliert, aber das macht gerade den Charme dieser Mucke aus, hört man doch deutlich den Spaß der Beteiligten. Unverzichtbare Aufnahmen bei denen der Jam-Charakter überwiegt, eben ein veritables Kultobjekt, wie ein geschätzter Kollege mal schrieb. [B: Cover, T: Roland Koch]

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