CD: Robin Trower Featuring Sari Schorr – Joyful Sky (UK)

Veröffentlicht am 16. Mai 2025 um 00:25

Groovige Gitarre trifft auf die passende Rock-Röhre – Man sagt ja, Käse oder Wein muss etwas reifen, Whiskey braucht Jahrzehnte. Nicht so beim 78-jährigen Robin Trower der über seine gesamte Karriere schon ein besonnener, introvertierter Saitenkünstler war. Seine gefühlsbetonte Gitarrenarbeit war immer schon eine Einladung für talentierte Vokal-Akrobaten, auch schon bei Procol Harum.

Diesmal ist es die rauchige, kräftige Stimme der New Yorkerin Sari Schorr. Ich hatte dieses Jahr das große Privileg mehrmals solch kraftstrotzende Damen mit männlicher Gitarrenunterstützung ERLEBEN zu dürfen, Kellie Rucker & Richie Arndt, die Schwedin Virginia & Skybenders und Jessie Gordon & Ginger Blues, um hier nur einige zu nennen. Einige geben ihre Visitenkarte auf der beiliegenden Heft-CD ab. Ihr werdet keine Unterschiede in der Qualität feststellen, auch wenn die Namen noch nicht so bekannt sind. Es gibt große Momente in Trowers Diskografie, die sind für jeden Rock- und Blues-Liebhaber zum Pflichtprogramm geworden. Und das aktuelle Album Joyful Sky ist in Gänze ein hörenswertes Rhyhtm & Blues Werk, das durch die Stärken, besonders der beider Haupt-Akteure, einen durchgängigen Hörgenuss garantiert. Hier sind über die circa 45 Minuten keine Ausreißer, weder nach unten noch nach oben. Schon die ersten beiden Titel Burn, der handelt von dem Versuch seinen Partner zu beruhigen, sowie I'll Be Moving On ziehen einen sofort hinein in eine bluesige Reise über insgesamt zehn starke Kompositionen. Das einzige Instrumentalstück ist das 7-minütige The Circle Is Complete. Der Rest wird von der Klangfarbe der 5-Oktaven-Stimme von Sari geprägt, die zu Robin‘s rauhen Gitarrenspiel beängstigend passt wie die Faust auf das sprichwörtliche Auge.

Über die mehr als sechs Jahrzehnte lange Karriere von Robin Trower, geboren am Ende des zweiten Weltkriegs, könnte man mehr als ein Buch schreiben. Wenn man an die musikalischen Ursprünge des britischen Gitarristen zurückgeht, findet man Ende der 50er The Coasters, später Umbenennung in The Paramounts, die sogar im Pub von Robin’s Vater auftraten. Aus dieser vierköpfigen R&B-Band formierte sich 1967 Procol Harum, die er aber 1971 verließ und sehr erfolgreich seinen eigenen Weg bis heute geht. Er verließ einen sicheren Hafen, um nach neuen Fanggebieten im Rock zu suchen. Er fand sie immer wieder, spielte mit den Stars weltweit zusammen ohne sich in der Musik-Maschinerie verschleißen zu lassen. Er hatte Hit-Alben am Fließband, besuchte die größten Spielstätten weltweit, sammelte Preise wie andere Münzen oder Briefmarken. Seine Spiellaune ist immer noch ungebrochen und seine Reputation in der Szene ist makellos. Er steht in der Rangliste der Allzeit-Gitarren-Virtuosen ganz weit oben, weil er leidenschaftlicher Suchender und Teamspieler geblieben ist. Er kehrt nun mit Joyful Sky zu seinen Blues-Wurzeln zurück, und in einer Form, das einem das Spiel durch Mark und Bein fährt. Und mit der wilden immer noch ungezähmten Sari Beth Schorr hat er trotz enormen Altersunterschieds eine echte Seelenverwandte gefunden. Und das ist der Blues und die Stärke dieses schönen Albums. Ohne Haken und Ösen, purer Blues wie er mich nun das ganze 2023 begleitet hat.

Aber auch Sari Beth Schorr hat schon beeindruckende vier Alben vorzuweisen, arbeitete mit großen Namen der Blues-Szene zusammen und tourt auch regelmäßig quer durch Europa. Das sie dabei immer versierte Begleiter hat ist selbstverständlich. Mit einem, dem Multi-Instrumentalisten Adrian Gautrey, hatten wir 2022 zufällig nach einem Atomic Rooster Auftritt in Italien ein nettes Beisammensein. Mit I Will Always Be Your Shelter, letzter Titel von Robin’s letztjährigen Studio-Album No More Worlds To Conquer, begann die gemeinsame Reise von Sari & Robin. Als Robin diese für Sari neu arrangierte Version hörte, ein ganz besonderer Song für den britischen Blues-Man wie er selbst sagt, war die Zusammenarbeit besiegelt. Sari über Robin: „Man sollte das Wort Genie nicht leichtfertig benutzen, aber ich glaube, er ist ein Genie. Die Art und Weise, wie er Musik fühlt und hört, ist so akkurat, als hätte er übermenschliche Kräfte. Ich hatte so viel Vertrauen in seine Vision.“ Das zeigt sie beispielsweise beim Song Flatter To Deceive, wo der sanfte dennoch bissige Architekt des britischen Blues textlich gegen die aktuellen Untiefen und Zustände der Musikkultur wettert und Sari hat den Text sofort verinnerlicht und bezaubernd umsetzt. Eine sehr starke Vorstellung zweier verwandter Blues-Seelen, gegossen in zehn Lieder. Einen Altersunterschied konnte ich nicht feststellen, im Gegenteil empfinde ich diese Zusammenarbeit als Verjüngungskur für den ikonischen Gitarristen. Das Alterswerk Joyful Sky ist wie immer auch ein bisschen politisch, aber das ist ja in der Urkraft des Blues und somit in der DNA des Robin Trower verankert. Ich hoffe, dass Sari & Robin auch an gemeinsame Auftritte gedacht haben, wenn nicht, zumindest an weitere Zusammenarbeit. Ich hatte durch Fügung nun das große Vergnügen über diese außergewöhnliche Zusammenarbeit berichten und dabei auch eine weitere talentierte und beeindruckende Frau vorstellen zu dürfen. Hoffentlich treffe ich sie einmal, um ihr das persönlich zu sagen. [B: Promo, T: Christa & Roland Koch]

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