Klingende Orte: Rock Kathedrale Neuberinhaus 2019-2020 (DE)

Veröffentlicht am 26. Mai 2025 um 20:02

Eine kurze Rückblende zum Start – Eine Handvoll Musikbegeisterte Region Vogtland haben bei einem Konzert von RPWL in der Leipziger Moritzbastei 2002 die Idee einen Musik-Club für anspruchsvoller Musik zu etablieren. Uwe Treitinger aus Reichenbach setzt das schon im November 2002 mit dem ersten Rock-Konzert von RPWL in seinem Club Bergkeller in die Tat um.

Daraus entstehen weitere Formate und auch das Art-Rock-Festival. Das eintägig im Juli 2006 mit vier Bands zum ersten Mal in der örtlichen Go-Kart-Bahn veranstaltet wird. 2007 und 2008 folgen üppigere zweitägige Festivals am regionalen Wahrzeichen Göltzschtal-Brücke. Mit einer längeren Unterbrechung wird dieses Festival seit 2016 im zentralen Neuberinhausnun 2021 wieder dreitägig zum neunten Mal veranstaltet. Heute ein Festival das weltweit Gäste nach Reichenbach im Vogtland lockt und nun Maßstäbe dieser Art Musik-Präsentation setzt. Hier sind Namen nicht wichtig, alles muss sich der Qualität unterordnen.

Art-Rock-Festival 2019 – Neuberinhaus

2019 – Das Art-Rock-Spektakel kann nun nicht mehr ignoriert werden – Über den April gibt es ein bekanntes Sprichwort. Das dies nicht von ungefähr kommt, zeigt sich auf unserer Anreise nach Reichenbach. Je weiter wir gen Osten fahren, umso mehr Schneeflocken kleben uns an der Scheibe. Ob es eine ratsame Idee war im Auto schlafen zu wollen? Das wird sich an den nun folgenden drei Tagen voller Musik zeigen. Den ersten Tag läuten die melodischen Prog-Rocker Mirror ein. Die fünfköpfige Gruppe performt neues Material für die früh Angereisten. Ein sechsteiliger Long-Track ihres aktuellen Albums füllt ganze 25 Minuten des Sets. Unterstützt von psychedelischen Projektionen im Hintergrund bietet allein dieser Teil ihres Auftritts eine große Dynamik. Sänger Uwe Kitza führt selbstbewusst durch die Songs, während Kollege Stefan Bugal an akustischer und elektrischer Gitarre zwischen ruhig und aufgedreht wechselt. Klanglich ähnlich geht es auf der Bühne danach mit unserem Nachbarland Holland weiter. Silhouette steht die Spielfreude ins Gesicht geschrieben. Egal ob der Blick zu Gitarre, Bass oder Keyboard wandert. Ein breites Grinsen hat sich hier zementiert, während Sänger Brian De Graeve die Weiten des Bühnenlaufstegs erkundet. Allmählich finden sich auch in den ersten Reihen abseits der Bestuhlung mehr und mehr Schaulustige ein. Zum Start des anderthalbstündigen Sets der Kanadier Red Sand haben sich nun die Meisten versammelt. Vom Fahrwasser der vorherigen Gruppen sind die musikalisch nicht zu weit entfernt. Frontmann Steffs theatralische Darbietung gibt dem Auftritt jedoch eine mitreißende Note. Er wandert zu allen Seiten, liegt auf dem Boden, lässt sich gar in eine Zwangsjacke kleiden. Das Publikum dankt es mit ordentlichem Applaus. Als erste Headliner tritt Claudio Simonettis Goblin an. Allein die Anzahl seiner Solo-Veröffentlichungen ist seitenfüllend. Der italienische Filmkomponist liefert mit seinen Mitstreitern eine Mischung aus instrumentalen Stücken an, die weitestgehend als rockige Soundtracks zu definieren sind. Ein Horrorfilm-Vibe ohne den eigentlichen Horrorfilm? Dicke Kirchenorgelteppiche des Tastenmeisters machen es möglich. Auch hier bieten Einspieler per Beamer eine gute Erweiterung. Cecilia Nappo am Bass spielt sich zwischen Keyboard und Gitarre immer wieder in den Vordergrund und beweist wie wichtig und vielseitig auch Lead-Lines am sonst oft untergeordneten Bass sein können. Gegen Mitternacht endet die Reise in musikalische Filmlandschaften und langsam leeren sich die Plätze mit Vorfreude auf das, was noch kommen mag.

Auch der Samstag beginnt deutsch. Polis aus Plauen hatten sicher nicht die längste Anreise. Eigentlich ist es fast frevelhaft die Truppe so früh auf die sich noch einfindenden Besucher loszulassen. Schnell zeigt sich die große Stärke der Band: Jams! Sobald ihre langen Stücke sich in sich selbst verlieren, zeigen sich die Stärken von Christoph und Marius an Gitarre und Keys. Keys bedeuten bei Polis nicht nur ein kleines Stativ mit einem Tasteninstrument. Eine ganze Hammond-Orgel, Moog und ein waschechtes Leslie füllen so einigen Platz auf der Bühne. Der kräftige Sound ist der Beweis, dass sich die Schlepperei ausgezahlt hat. Grundsätzlich lässt sich ihre Musik als Krautrock beschreiben, sie ist Retro aber auch progressiv und mehr und mehr psychedelisch in ihren längeren Stücken. Christian Roschers deutscher Gesang fühlt sich ungewohnt an, bietet aber starke Lyrik und zeigt, dass es so eine Band auch auf Deutsch geben kann… geben sollte. Es wird nicht ihr letztes Mal auf dieser Bühne sein. Ein früher Publikumsliebling hat sich an diesem Mittag gefunden. Ihr aktuelles Album ist stark empfehlenswert bis es wieder auf der Bühne zur Sache gehen kann. Mit Seven Steps To The Green Door betritt eine weitere deutsche Bühne das Rampenlicht. Tatsächlich bleiben sie ihrem Namen treu und spielen siebenköpfig auf. Als Progressive Crossover bezeichnet die Gruppe ihren Stil. In der Tat ist ihre Musik nicht straighter Progressive Rock. Es wird mal härter, mal nahezu jazzig gejammt und mit Marek Arnold am Saxophon gibt es eine schöne Abwechslung zur Gitarre. Das Bergfest des Festivals bietet ein Mann mit Zylinder, Bass und großer Rock-Show. Franck Carducci und seine Mitstreiter regen mit ihren zugänglicheren Titeln zum mitnicken ein. Immer wieder fliegen von links und rechts Gitarrensoli bluesig schallend über die Bühne. Extravagant und klassisch zugleich. Ob Theater-Schwertkampf, Akustik-Acapella oder Didgeridoo-Performance, man kann nicht behaupten, nur eine simple Rock-Show gesehen zu haben. Dabei war Sidekick Mary Reynoud als Sängerin und Tänzerin an diesem Abend gar nicht mit von Partie. Das haben sich die Jungs aber gewiss nicht anmerken lassen. Der erste Headliner des Tages ist ein wahrer Liebling der in Reichenbach versammelten Musikliebhaber. Mystery aus Kanada. Art-/Progressive-Rock mit einer riesigen Ladung an Spielfreude. Jeder der Musiker gibt 100 Prozent, was das Publikum zwei Stunden lang in ihren Bann zieht. Mit Frontmann Jean Pageau hat die Band einen charismatischen Sänger, der auf die Interaktion mit seinen Fans setzt. Gitarrist Michel St-Pere zaubert mit seiner Stratocaster immer wieder melodische Soli in Perfektion. Fans des Genres können hier wirklich nichts falsch machen. Die hohe Qualität des Konzert-Tages gilt es nun zu halten. Den britischen IQ gelingt das ohne Frage. Sie nehmen sich Zeit für sphärische Intros, Riff-Gewitter und lange Tracks. Peter Nicholls singt und führt gekonnt, tief versunken in die Tiefen der »Road Of Bones«. Ein intensives Erlebnis, ausgelöst auch durch präzise Einsätze an Drums, Keys, Bass und nicht zuletzt der Gitarre. Michael Holmes wirkt zunächst so friedlich, dass man ihm die aufblitzenden düster-schweren Riffs gar nicht zugetraut hätte. Auch einen Vorgeschmack auf das kommende Album »Resistance« bietet der rundum gelungene Auftritt.

Schon finden wir uns am letzten Festivaltag wieder. Wieder einmal beginnt die Reise mit zwei deutschen Gruppen. Mit dem Duo Melli Mau und Martin Schnella, sowie der Formation AnTon der Lebenshilfe Bernburg geht es entspannt in die Halle. Auch die Gruppe Cyril stammt aus Deutschland und liefert melodischen Prog mit acht Köpfen. Ihren Song »Stay« haben sie gar eigens für das Festival geschrieben. Wer ein Auge zu den Keyboards wirft, findet hier Manuel Schmid, der ein Jahr später mit Stern-Combo Meissen wieder auf der Bühne stehen wird. Mit Karat begegnet dem Publikum anschließend ein großer Name aus eigenem Lande. Das heimische Publikum scheint textsicher und obwohl sie vom eigentlichen progressiven Thema des Festivals etwas weiter entfernt sind, werden sie wärmstens in Sachsen gefeiert. Etwas Abwechslung zur Auflockerung schadet eben nicht. Mit einer gewissen Anzahl an Brücken beschwört die Gruppe zudem eine Armee aus Feuerzeugen herbei. Weiter geht es mit Artrock von Sylvan. Aufwendige Arrangements zwischen Soft und Hard werden angeführt von Marco Glühmann, dessen Stimme charakterstark in die Halle tönt. Eine gute Prise Melancholie und gute Soli machen neugierig hier mal tiefer in die Diskographie einzutauchen. Mit RPWL geht es nun hoch hinaus. Hoch bis in den Weltraum um genau zu sein. Passend zum aktuellen Album dekorieren die Freisinger ihr Keyboard mit außerirdisch anmutenden Gesichtern. Irgendwo zwischen Prog und Artrock passt der Act gut zum Vorgänger. Die sahnigen Soli von 6-Saiter Kalle Wallner (siehe Bild Seite 6) sind ein Genuss, der leichten Pink Floyd-Vibe mit sich bringt. Hektisch wird es hier seltener aber das muss es auch nicht. Das Publikum taucht sichtlich gerne in die Weiten der vier Großbuchstaben ab. Zeit für das Grand-Finale. Vorher wird es allerdings noch einmal spannend, denn ein Brocken der Hallendecke schien sich zuvor aus ebendieser freigerüttelt zu haben und war auf den Bühnensteg gefallen. Aus sicherheitstechnischen Gründen beschließt Veranstalter Uwe Treitinger der Sache lieber auf den Grund zu gehen. Die Fans bangen um ihre Headliner, der Verantwortliche der Halle muss gerufen werden. Nach ausführlicher Inspektion gibt es grünes Licht, sofern die Zuschauer hinter einer Sicherheitsabsperrung bleiben. Auch die Musiker bekommen eine Grenze aus Tape auf die Bühne geklebt. Schlussendlich darf der hohe Besuch aus England die Fans begrüßen. Arena brettern routiniert los. Trotz aller Umstände und der Zwangsdistanz lassen sich die Fünf Musiker nichts anmerken. Paul Manzi singt mit Energie, verkleidet sich und bietet eine tolle Show, obwohl er gesundheitlich angeschlagen aufgetreten war. John Mitchells Gitarrenkünste sind mit die besten des Festivals und verleihen vielen Songs mit eigenen Melodien das besondere Etwas. Schnell verging die Zeit in Reichenbach. Das Festival hat gezeigt, welche Geheimtipps international zu bestaunen sind, welche Helden es in Deutschland gibt und welche es bald werden könnten. Polis Jams, Goblins Soundtracks oder IQs Intensität werden mir und den anderen Besuchern sicher noch lange im Gedächtnis bleiben. In diesem Sinne bleibt zu hoffen, dass wir 2021 wieder eine solche Show erleben dürfen. Sollte wieder einmal Schnee fallen, hat sich zudem eine Camping-Unterkunft mit Heizung gefunden. Wir sehen uns also wieder. [T: Marvin Brauer]

Art-Rock-Festival 2020 – Neuberinhaus

2020 – Der Lohn für harte Arbeit: Auszeichnungen, Interview MDR, Rolling Stone – Reihenweise wurden Veranstaltungen & Konzerte in ganz Europa abgesagt und/oder verschoben, betroffen war davon auch das Art-Rock-Fest im April 2020. Auch hier stornierten zuerst die Künstler aus USA & Kanada, dann auch die Gruppen von den britischen Inseln. Fast alle Festival-Veranstalter gaben auf. Im Neuberinhaus ging es aber Mitte September in die Vollen. Das italienische Andrea Braido Trio bildete sich in dieser Form erst kurz vorm Festival, weil auch M.A.Y.A. aus Ungarn-Hauptstadt Budapest ebenfalls sehr kurzfristig abgesagt hatten. Ruhig getragen, weitgehend akustisch geht es zu Dritt pünktlich ans Werk. Die Techniker an den vielen Reglern für Licht und Ton sind wieder ausgeruht, fingerfertig, routiniert, zaubern für die Rocker aus Polska von Beginn an einen fetten, ausgewogenen Klang- und Licht-Teppich. Die erfahrene, eingespielte Band Retrospective hat damit sofort einen Bonus, den sie auch routiniert ausspielen. Unklar war noch bis kurz vor dem Auftritt welche Gäste Frontfrau und Sängerin Farrah West sowie Tasten-Virtuose, Produzent, Threshold-Urgestein Richard West als Pärchen mit ins Neuberinhaus mitbringen. Aufklärung: Ruud Jolie, Gitarrist bei den Niederländern Within Temptation und Maiden United; Toby Schwietering, Basser bei Attractor Point und Gast bei Threshold; David Sievers, Schlagzeug & Technik bei Threshold. Für guten League Of Lights Live-Sound sorgte Asi Furrer und die große Überraschung des ersten Tages. The Animals hatten zwischen 1964 bis 1966 weltweit Hits am Fließband, »The House Of The Rising Sun« war deren Meisterstück, dieser Klassiker und »Don’t Let Me Be Misunderstood«, »We’ve Gotta Get Out Of This Place« kommen am Schluss zum Mitsingen. Drum-Animal John Steel, inzwischen sagenhafte 63 Dienstjahre auf dem Buckel, kommt dreimal gelenkig aus seiner Trommelburg heraus an den Bühnenrand, plaudert sehr entspannt und witzig über Anekdoten aus verschiedenen Zeiten. Der jüngere Kern der heutigen Animals & Friends sind Gitarrist & Sänger Danny Handley (vorher Ric Lee's Natural Born Swingers) und Bassist & Sänger Roberto Ruiz, die aber druckvoll spielen/singen. Amarok ist ein sehr ungewöhnliches Art/Prog-Projekt des Multi-Instrumentalisten Michał Wojtas aus dem nahen Nachbarland Polen, genauer der Hauptstadt Warschau. Noch nicht so bekannt im deutschsprachigen Raum, kann Wojtas seit 2001 bereits fünf gute aber auch sehr unterschiedliche Studio-Alben vorweisen. Der Bandname assoziiert eine Verbindung zum Briten Mike Oldfield und das spiegelt sich in der Ausrichtung, Entstehung, Instrumentierung und der Komposition der Musik dieses Projekts deutlich wieder. Er macht wie Mike oder Mariusz Duda auch nicht alles selbst, sondern hat immer einige Helfer an seiner Seite, besonders bei Schlag- und Streich-Instrumenten sowie ebenfalls beim Gesang. Da nimmt auch schon mal Mariusz Duda, Colin Bass, Marta oder andere vor dem Mikrofon Platz und unterstützt Vokal. Michał bringt seine Frau Marta Wojtas (Perkussion, Gesang) sowie Kornel Popławski (Keyboards) und Konrad Zieliński (Schlagzeug) mit in das Vogtland. Seit dem fulminanten Auftritt beim letztjährigen ARF VII bin ich ein großer Fan der fünf jungen Plauener Stadt-Musiker von Polis. Sie haben inzwischen nach »Eins« (2011), »Sein« (2014) ihr wunderbares drittes Album »Weltklang« (2020) bei Progressive Promotion Records veröffentlicht und das steht diesmal auch deutlich im Zentrum des Auftritts. Es wird komplett ohne das »Abendlied« gespielt und wie !! Für mich genauso überraschend wie letztes Jahr der Tasten-Magier Claudio Simonetti`s Goblin mit seinem Quartett, ist Saiten-Hexer Andrea Braido. Er lernt mit vier (4) Jahren Schlagzeug, im Alter von 12 Bass & Gitarre, spielte bis zu seinem Wechsel in die USA mit 20 in einem ganzen Bündel von Bands. Er ist im Jazz, wie auch im Rock zuhause, gehört zu den immer wieder gefragten Helfern wenn es im Studio mal kniffeliger wird und ein Maestro hermuss. Sein zweiter Auftritt, diesmal als Quartett. Auch hier im Vogtland präsentiert Chandelier spielerisches Können, eingängigen druckvollen Melodien, raffinierten Arrangements und kompositorischem Ideenreichtum, eben alles was großartige, zeitlose, progressive Rock-Musik ausmachen sollte. Es waren mit den vier Original-Mitgliedern und den charismatischen Front-Stimmen Martin Eden und Toni Moff Mollo (Licht-Techniker bei Grobschnitt) reichlich Zutaten vorhanden um wieder eine atmosphärische Sternstunde des klassisch-orientierten progressiven Rock diesmal in der Prog-Kathedrale Neuberinhaus zu erleben. Ich muss schon sehr genau überlegen welche deutsche Band Mitte der 60iger gegründet wurde, bis heute aktiv ist, dass sogar noch wie im Fall Stern Meissen mit Bandchef und Gründer Martin Schreier und praktisch zum Dauergast in der Prog-Kathedrale gehört. „Das Album Freiheit Ist entstand unter der musikalischen Federführung von Manuel Schmid, aber auch Marek Arnold sowie Andreas Bicking waren beteiligt.“ Und es war tatsächlich ein grundsolider, sehr gelungener Auftritt. Die Sächsische Combo tritt, zusätzlich zu vorgenannten Martin & Manuel heute mit dem zweiten Tastenmann Sebastian „Sebi“ Düwelt, Trommler Frank Schirmer, Tieftöner Axel Schäfer auf, spielen sich zur Freude der vielen Fans aus der Region durch die komplette über 50-jährige Bandgeschichte. Melanie Mau & Martin Schnella bringen zum Auftakt des Sonntag Schlagwerker Simon Schröder, Bass-Profi Lars Lehmann sowie erstmalig zweiten Vokallist Mathias „Matze“ Ruck als Unterstützung mit. Das Quintett singt dreistimmig, präsentiert akustische Titel von verschiedenen Alben, unter anderem auch von »Mirage: A Portrayal Of Figures« (Aim L45) und weiterhin ein spezielles Akustik-Medley von Titeln aus dem aktuellen ebenso hörenswerten Konzept-Werk »The Pure Shine« (vertonte Steven King Geschichte), beides vom Projekt Flaming Row. Die vier erfahrenen Berliner Rock-Musiker von Crystal Palace stehen auch nicht das erste Mal auf dieser Bühne. Diese Truppe gehört wie Long Distance Calling, Sylvan oder RPWL sicher in die oberste Liga der deutschen Rock-Mucke. Es ist diesmal Zeit genug fast ausschließlich lange Titel zu spielen und die auch noch etwas zu länger improvisieren. Der Auftritt ist wie eine enorm druckvoll präsentierte Live-Retrospektive der zweiten Bandphase seit 2010. Wir hoffen noch viele solche Kracher-Konzerte mit ihnen zusammen zu erleben. International wird es wieder zum Ende des 3-tägigen Programms, mit Overhead aus der finnischen Hauptstadt Helsinki und der Band vielköpfigen Chris Slade´s Timeline, um den bekannten AC/DC Meistertrommler. [T: Frank Bernhardt]

Eins & Mantra – An dieser Stelle noch einmal Hinweis auf einen meiner emotionalsten Momente des Fest 2020. Die fünf Plauener Männer von Polis stehen auf der hell erleuchteten Bühne Arm in Arm, singen A Cappella ihren Song »Mantra«. Atemberaubend: Alle im ganzen Saal stehen und lauschen diesem mehrstimmigen Gesang. Auf und vor der Bühne stehen die Menschen in dieser schweren Zeit zusammen. Ein Zeichen das auch Veranstalter Uwe Treitinger in seiner Nachlese deutlich am Ende herausstellt: Wir gemeinsam müssen jetzt „Eins“ werden! »Eins« (2011) ist übrigens auch der Titel des Debüts der Plauener und damit schließt sich auch hier dieser Kreis.

Progressive Promotion Records – PPR hat mit seinen Künstlern Retrospective aus Leszno (PL), Polis aus Plauen (DE), Gray Matters aus Nähe Harz (DE), Crystal Palace aus Berlin (DE) und Overhead aus Helsinki (SF) diesmal wieder schwer aufgetrumpft und alle Bands haben ordentlich Eindruck gemacht. Alle genannten Künstler hatten mit der tadellosen Technik sehr gute Voraussetzungen und haben sie souverän genutzt. Das fachkundige geschrumpfte Publikum hatte es nicht nur diesen fünf Bands, sondern allen 13 Formationen mit donnernden, teilweise enthusiastischen Beifall die verdiente Rückmeldung gegeben. Mut und Leidenschaft muss belohnt werden. Wie viele waren es noch einmal, circa 180 unten im Saal, 40 oben auf der Empore, unglaublich was 220 begeisterte Musik-Fans für ein Budenzauber machen können. Manchmal hatte ich tatsächlich Gänsehaut. Selbst in den kurzen Umbaupausen gab es kaum Zeiten zum Durchatmen, denn immer war irgendwo etwas los, im Foyer, auf den Freiflächen vor und hinter der Halle. Die meisten der Künstler mischen sich unter die Leute, geben fleißig Autogramme, posieren geduldig für Fan-Fotos, unterhalten sich rege und wortreich mit den Fans. Es gibt massenweise Schulter klopfen. Das war wieder mal die grandiose Atmosphäre in Reichenbach.

Nachtrag – Auch schrieb ich 2020: Ich wage trotz der sich im Moment verschärften Entwicklung auch jetzt schon mal eine Aussicht auf das nun in circa 5 Monaten folgende Art-Rock-Festival IX, das voraussichtlich am 09. bis 11. April 2021 stattfinden wird. An wieder drei Tagen soll wieder ein üppiges, abwechslungsreiches, internationales Mega-Programm geboten werden. Aber im Moment alles unter Vorbehalt und ohne Gewähr, die Pandemie kann das Programm immer noch wie beim diesjährigen Festival mächtig durchmischen. Das gilt nun natürlich auch auf den geänderten Start-Termin nun im August 2021. [B_T: Roland Koch]

Schaut auch noch hier:

Festival: 10. Art Rock Festival 2022 – Reichenbach, Vogtland (DE)

Festival: 11. Art Rock Festival 2023, Teil 1 – Reichenbach, Vogtland (DE)

Festival: 11. Art Rock Festival 2023, Teil 2 – Reichenbach, Vogtland (DE)

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