10 Tage Nonstop Blues, Folk & Jazz im Zentrum vom Frankenland – Unsere Blues-Tour hat uns 2025 schon zu einigen spektakulären Schauplätzen geführt !! Über alle Veranstaltungen haben wir für die Fans des Blues in Text und Bild berichtet. Und als uns kürzlich einige Blues-Fans in Binz, Göhren und Jeinsen vom Blues & Jazz-Festival Bamberg vorschwärmten, entstand der Gedanke,...
trotz eines engen Zeitplans die Franken-Metropole Bamberg zu besuchen. Wir haben über einige Bands, die bei der 18. Ausgabe dieses diesjährigen Festivals aufgetreten sind schon für das Empire Programmheft des bereits stattgefundenen Woodstock Forever Festival 2025 intensiv recherchiert. Andere erlebten wir in der Saison 2024/2025 live. Um es gleich vorweg zu nehmen, wer nicht bei durchweg gutem, sommerlichen Wetter dabei war, hat etwas verpasst. Und das betrifft nicht nur den Blues-Fan !!
Ich machte mich diesmal allein in die Heimat meiner Vorfahren, unterwegs gab es natürlich wie immer Probleme im Straßenverkehr, denn unsere Verkehrsinfrastruktur liegt bei Bahn, Schifffahrt, Straße, Medien und dutzend anderen Bereichen, besonders in West-Deutschland auf einem Niveau kurz nach dem zweiten Weltkrieg. Mich würde nicht wundern, wenn wieder Telex und Kurbel-Telefon eingeführt würden. Das alles möchte ich aber nicht weiter thematisieren, denn ich möchte über deutsche Musikkultur berichten. Aber auch hier sind wir bereits auf einem desaströsen Niveau angekommen. Das Absterben, selbst von Veranstaltungen, die seit Jahrzehnten Aushängeschilder waren, ist erschreckend. Das renommierte Wacken Festival und ein Dutzend weitere werden von einem Mega-Investor übernommen und damit ein Teil der Maschinerie, die den letzten Cent aus den Musik-Fans herausquetschen. Das größte Hippie-Festival Europas unter der Burg Herzberg in Nordhessen hat stark gesunkene Besucherzahlen und kämpft mit den immer höheren Auflagen und Kosten. Der Verein Baltic Blues e. V., Ausrichter des über Deutschland hinaus bekannten Bluesfest Eutin und auch Ausrichter der jährlichen German Blues Challenge und German Blues Awards, haben die komplette Unterstützung der Stadt Eutin verloren. In einem Brandbrief sind die NICHT nachvollziehbaren Gründe nachzulesen. Geht auf dessen digitale Seiten im Netz und ladet euch die Informationen herunter. Der Verein Baltic Blues e. V. hat aber nicht aufgegeben und im schönen Freiburg im Breisgau eine neue Heimat gefunden. Wir werden diese Veranstaltung im Herzen von Baden 2026 besuchen und auf den Zahn fühlen. Aber das alles ist nur die Spitze eines Eisbergs. Wir arbeiten gerade an einem Beitrag über den dramatischen Verfall der Klingenden Orte, wo wir dieses Thema vertiefen und mit mehr Details füllen.
Aber wir können durchaus auch Positives berichten, denn nicht nur Baltic Blues e. V., sondern beispielsweise auch starke Kollektive im Osten: Binz, Göhren, Reitwein und im Westen: Bremerhaven, Edewecht, Jeinsen, Petershagen, Würzburg, über alle Veranstaltungen haben wir 2025 berichtet oder werden noch berichten, stemmen sich mit vereinten Kräften gegen den Wegfall . Jeder einzelne Freiwillige & Helfer ist für uns ein Held, sie halten die Signalfeuer gegen die mangelne Unterstützung unserer Verwaltungen hoch und stemmen sich gemeinsam gegen den Verfall der Kultur. Vielleicht sollten mal einige Offizielle, die vom Geld unseres Volkes leben und sich beispielsweise in Bayreuth feiern lassen, nicht so viel geschwollen daherreden, sondern selbst mithelfen, diese Kultur zu erhalten. Über ein Vorzeige-Projekt aus Franken möchte ich nun aber berichten. Hier standen Veranstalter & Kurator Klaus Stieringer, Oberbürgermeister & Festivalförderer Andreas Starke (vielleicht das letzte mal, wie er selbst etwas angefasst sagte), viele Sponsoren und Hilfsorganisationen Schulter an Schulter auf der Bühne und waren sich kollektiv einig, wir sind EINS, wir machen weiter mit Best Of Blues !! B_T: Roland Koch
Bei meiner verspäteten Ankunft hatte ich leider schon den Auftakt durch die Bamberger Lokal-Matadoren The See See Riders verpasst. Das junge Quartett war immerhin 2024 Gewinner der German Blues Challenge und diese Blues-, Roots- und String-Band überzeugte schon in Binz beim Blue Wave Festival 2025 auch auf ganzer Linie mit ihrem akustischen Blues, geprägt durch Musik der US-Südstaaten aus den 20er und 30er. Hier wird aber nicht kopiert, sondern traditionelles mit zeitgenössischem verbunden, eigene Kompositionen vermischten sich mit Liedern aus der frühen Zeit dieses Genres. Ihre passende Bühnenkleidung verbindet gut mit der stilvollen und virtuosen Musik. Ich konnte aber abseits der imposanten Bühne mitten auf dem historischen Maximiliansplatz noch kurz mit ihnen reden und ein paar Band-Fotos machen. Auch hier kam der Name Micha Maass ins Spiel, der diese talentierte Band dieses Jahr zum Blue Wave Festival nach Rügen lockte.
Auch die explosive Blues-Rock-Rakete Krissy Matthews, heute in einem sehr schicken Anzug und goldenen Schuhen, zündete in Quintett-Besetzung am späten Nachmittag alle Triebwerke. Die Band kam zum Warmspielen zuerst als Trio auf die Bühne. Man merkte sofort, sie sind motiviert und wollen rocken. Dazu kam immer wieder für einzelne Titel die schlanke Tour-Managerin, in hellcremen Anzug und mit ihrem Bass-Saxofon, fast so groß wie sie selbst, auf die Bühne. Sie setzte bärenstarke Akzente und das wurde vom, für einen Montagnachmittag, überraschend zahlreichen Publikum sehr honoriert. Im Mittelteil kam auch die charmante Sängerin Marlia Rae auf die Bühne. Auf den Lippen und im Gesicht vom britisch-norwegischen Ausnahmegitarrist Krissy konnte ich seine Bewunderung für sie ablesen. Orchester-Chef Krissy spielte sich wieder um Kopf und Kragen, wie immer oft mit Zunge raus, hochroten Kopf und diesmal auch mit Verlust von Bühnenkleidung. Seine schicken goldenen Schuhe lösten sich auf und flogen stückweise in das Publikum. Zuletzt hatte er Erbarmen und schenkte die desolaten Treter zwei Fans in der ersten Reihe. Sehr sympathische Geste eines echten Blues-Rock-Helden. Ich erlebte ihn kurze Zeit später noch einmal mit der Hamburg Blues Band und Gästen beim Woodstock Forever Festival. Auch dort und vor allem in den Duellen mit Bandleiter Gert Lange oder Stephan Graf (siehe Double Vision, Theodor Strom) zeigt er souverän sein Können, aber auch sein mannschaftsdienliche Verhalten und Saitenspiel.
Zum Abschluss des ersten Tages wurde Andreas Kümmert vom Moderator als ungewöhnliches Stimmwunder und Künstler des Volkes angesagt. Was er, hier im Bamberg als Trio, auf die Bühne bringt, ist stimmgewaltige Kunst der Extraklasse. Selbst wenn er Solo nur mit einer Akustikgitarre ohne Verstärkung auftreten würde, hätte er nach einigen Liedern das Publikum komplett auf seiner Seite. Seine bombastische Stimme kann Stücke jeden Tempos, Genres, Dynamik mit melodischen Leben füllen. Man möchte, das er ewig weiter musiziert und dabei besonders seine unvergleichliche Stimme einsetzt. Für mich eine echte Überraschung, er hat sicherlich nicht nur mich als Fan dazugewonnen. Mit den Klängen vom Barden Andreas laufe ich zurück zu meinem Transportmittel weit weg von der Altstadt und mit einem zufriedenen Lächeln geht der erste Festival-Tag des Hauptprogramm seinem Ende zu. Bilder unten Diashow: 1. The See See Riders, 2. Krissy Matthews, 3. Andreas Kümmert, B_T: Roland Koch
Schon der erste Tag war das pure Vergnügen, tausende Menschen, die friedlich zusammen feiern und von starken Blues-Künstlern auf TOP-Niveau unterhalten werden. Zu solchen Festen gehört natürlich auch die Kulinarik, die hier in der Franken-Arena wahrlich nicht zu kurz kommt. Mitten in der Altstadt, zwischen linken und rechten Regnitzarm liegt der historische rechteckige Maximiliansplatz. Flächenmäßig etwa so groß wie die Schalke-Arena in Gelsenkirchen, nur nicht überdacht. Im nördlichen Teil, bei der Auf/Abfahrt zur darunterliegenden Tiefgarage befindet sich die Bühne und der abgesperrte Bereich für die Künstler. Im südlichen Teil und seitlich der etwa 350 Bierzelt-Garnituren das Händlerdorf mit Gourmet-Meile. Damit mittig mit uneingeschränkter Sicht auf den Musikschauplatz, die etwa 5.000 Besucher-Sitzplätze. Von dort hat man es, egal wo, nicht weit zu jeder Art von Speisen und Getränken. Und bei herrlichem Sommerwetter wird das weidlich genutzt. Man möchte tausend Nasen haben, an jeder Ecke riecht es anders, aber immer auch appetitlich. Pumpstationen sorgen unentwegt für Flüssiges jeder Art und das mindestens 10 bis 12 Stunden von Montag bis Sonntag. Auch hier spürt man Frieden, Freundschaft, Mitmenschlichkeit, keine Ausfälle oder Streitigkeiten. Sanitäter, Sicherheitsdienst und Polizei haben nichts zu tun, feiern zusammen mit den Musikbegeisterten. Ist das nicht schön, in einer Zeit wo alles vermeintlich auseinanderbricht, wie stolz sie auf ihre fränkische Heimat Bamberg und die vielen kulturellen Veranstaltungen sind, die ganzjährig stattfinden und einen wichtigen Faktor für diese Region darstellen. Ich bin als quasi Blutsbruder aus Schweinfurt genauso stolz auf so eine fantastische mittelalterliche Stadt am Zusammenfluss von Main und Regnitz. Schön, dass ich immer wieder solche kollektiven menschlichen Oasen finde, dort eintauchen und mich mit ihnen eng verbinden kann. Wer noch nicht dort war, nehmt es euch vor, und taucht ein in einer Unesco-Weltkulturerbe-Kulisse mit einem Blues-Programm der Extraklasse. Danke, meine fränkischen Mitbürger für eure herzliche Gastfreundschaft.
Schon auf meinem langen Fußweg höre ich von weitem den verstärkten Blues-Rock von Electrified Soul. Schwerer Südstaaten-Blues mitten aus dem Südschwarzwald soll heute am Dienstag den Weg ebnen für die zurzeit weltbeste Südstaaten-Rock-Formation aus unserem Nachbarn der Niederlande. Dazu später mehr, erst einmal zurück zur kraftvollen, unverkennbaren Stimme von Alexis Camara, die ist leider diesmal nicht mitgekommen, und den virtuosen Gitarrenriffs von Fabian Brugger. Dieses Quintett spielte seit 2009 mit vielen Stars der internationalen Szene und es denen richtig schwergemacht. Wie ich es immer sage: „wir haben hier in Germanien erstklassige Musiker, gebt ihnen MEHR Spielraum.“ Electrified Soul schaffte es auch als Trio, Alexis und Organist André Sidler sind im Schwarzwald geblieben, auch diesmal wieder das Publikum mitzureißen und zum Tanzen zu bringen, ihre musikalischen Herzen mit ihrem unverkennbaren Sound auch ohne Defibrillator elektrisch zu stimulieren. Aber auch Fabian (Gesang, Gitarre), Lars Rippel (Bass) und Mathias Fries (Schlagzeug) rocken als Dreier den Maximiliansplatz souverän. Ein fulminanter Auftakt am frühen Nachmittag.
Das Wetter ist am Dienstag wie in den südlichen US-Staaten, genauso passend für das niederländische Sextett um den mit Preisen überhäuften Gitarristen Leif de Leeuw. Schon als ich die Promo-Fotos für das Programmheft Woodstock Forever Festival bekam, habe ich deren Authensität bewundert. Beim Betreten der Bühne und den ersten Klängen der Leeuw Brothers Band ging es direkt volle Pulle und mit fast ausschließlich Eigenkompositionen los, damit verstärkte sich dieser Eindruck noch. Kraftvoller, Gitarren und Orgel getriebener Blues-Rock vom allerfeinsten. Im Hintergrund zwei lächelnde Schlagzeuger im ständigen Duell um die Vorherrschaft und einen Basser, der nicht nur solide das Fundament schaffte, sondern Band und Publikum immer wieder herausforderte und damit starke Akzente setzte. Was ich 2 Stunden vor der Bühne in Bamberg erlebte, war wie eine Zeitreise zurück in die 70er in das Fillmore East NYC. Selbst die The Allman Betts Band hatte mich vor ein paar Jahren nicht so gefesselt wie diese sagenhafte Truppe. Ständige Schlagzeug-Eskapaden, ultrapräzise Bassläufe, Orgel-Eruptionen, aber besonders die messerscharfen Duelle von Leif und Sem Jansen (Gesang, Gitarre) brachten das zuerst etwas reservierte Publikum in den hohen roten Drehzahlbereich. Ich möchte eigentlich keinen der sechs Musiker herausheben, aber die souveräne Art von Orchesterleiter und Gitarren-Titan Leif de Leeuw war mehr als überragend. Wir werden hier in Europa noch viel Freude mit dieser Formation haben und auch die Nordamerikaner werden sicher ihren neuen Jam-Rock-Helden aus dem Land der Mühlen und Grachten feiern.
Die Zeit war sehr kurz zum runterkühlen, denn es war sommerlich heiß und die Kühlmedien mussten sparsam eingesetzt werden. Von Montag bis Donnerstag standen jeweils drei Formationen auf der Bühne in Bamberg (Freitag, Samstag und Sonntag vier) und nun zum Tagesabschluss am Dienstag mit Big Daddy Wilson ein weiterer Star des europäischen Blues. Adam Wilson Blount alias Big Daddy Wilson wurde am 19. August 1960 in der kleinen Stadt Edenton, North Carolina geboren. Er ist mit Helga Blount (heute auch seine Managerin) verheiratet, lebt wie viele US-Blueser in Deutschland, wurde erst hier Blues-Virus infiziert und hatte damit das Medium gefunden, um seine Gedichte zu vertonen. Als er als junger Mann nach Europa kam, weil er zu Hause keinen Job finden konnte, habe er vom Blues keine Ahnung gehabt, erzählt er. Und trotzdem ist aus ihm einer der populärsten Blues- und Soulsänger Europas geworden: „Ich habe den Blues hier in Deutschland getroffen. Ich wusste bis dahin nicht, was das ist; aber hier fand ich mit dem Blues etwas, was mir mein Leben lang gefehlt hat.“ Ein gepflegter, afroamerikanischer Gentleman betritt nach kurzer Umbaupause stolz die hell erleuchtete Bühne. Schicker, gutsitzender schwarzer Anzug, großer Hut und Sonnenbrille, weißer Bart und mit massenhaft Silberschmuck behängt. Big Daddy Wilson wirkt dabei wie der charismatische Prediger einer afroamerikanischen Kirchengemeinde, verstand es gekonnt sein Publikum schnell für sich einzunehmen und mit ihm eine rauschende Sommer-Party zu feiern. Er hatte drei exzellente Musiker mitgebracht, Cesare Nolli (Gitarre, Gesang), Nicolo Taccori (Schlagzeug, Gesang), Paolo Legramandi (Bass), die seine kräftige, variantenreiche, unverwechselbare Stimme geschickt in Szene setzten. Wie bei Andreas Kümmert, dass alles reichte völlig aus. Ein Schamane des Blues, Jazz und Soul verzauberte warm und herzlich mit bluesigen Geschichten aus über ein Dutzend Alben. Wer Big Daddy und seine italienischen The Goosebump Bros. diesmal in Bamberg verpasst hat, er tritt noch einmal im Frankenreich auf (14./15. November 2025), beim 2. All Is Blues Festival in Würzburg im Club Z87. Dann vermutlich auch noch mit Keyboarder Enzo Messina. Noch gibt es Tickets für den Blues-Tempel, aber nicht mehr lange !! Ich werde in Kürze hier ankündigen !! Bilder unten Diashow: 1. Electrified Soul, 2. Leif de Leeuw Band, 3. Big Daddy Wilson, B_T: Roland Koch
Wer das dreitägige „Vorprogramm“ auf der Böhmerwiese (01. bis 03. August) und die ersten beiden Tage, abendlich auf dem proppenvollen Maximiliansplatz, des Blues & Jazz-Festival Bamberg schon komplett überlebt hat, der wird denken, was soll jetzt noch kommen. Zeremonienmeister Klaus Stieringer von Stadtmarketing Bamberg erwähnt nicht ohne Stolz, das hier in Bamberg mit einem Sponsoren-Budget von circa 350.000 Euro und dadurch für die Besucher kostenlos mehr als drei Dutzend auftretende Blues & Jazz Formationen deutsche Bluesgeschichte geschrieben wird und das solche Veranstaltung Nachahmer finden muss. Kleine Ergänzung, europäische Blues-Geschichte !! Wie wahr das wird, erzähle ich nun in der nächsten Geschichte vom Mittwoch, Tag drei des Hauptprogramms. Aus einem schönen Gästehaus circa 8 Kilometer von der Altstadt gehe ich gut ausgeruht immer noch leichtfüßig Richtung Schauplatz der fränkischen Blues-Festspiele.
Auch heute wieder ein buntes Programm, gleich zu Anfang mit Gordian Knot. Der Bandname ist mir bekannt von einer US-Band Ende der 60er und der UK-Prog-Band Ende der 90er. Aber von den Lokal-Matadoren, die auch schon seit 1990 eine feste Größe in der Bamberger Musikszene sind, hatte ich bisher leider keinerlei Kenntnis. Aber gut, das ich die vier Musiker nun kennengelernt habe, denn genau bei solchen Veranstaltungen finde ich immer wieder großartige Künstler. So auch mit dem Quintett Gordian Knot (2012: Drifting With Amplitudes), die mich mit ihren eigenen rockigen Kompositionen und guter Handwerkskunst überraschten mit moderner klassischer Rockmusik. Die Formation um Sänger, Gitarrist und Songwriter Jürgen „Jorgos“ Fritz sind bereits 2013 und 2015 beim Blues & Jazz-Festival Bamberg aufgetreten, haben mit Christian Zapf (Gitarre, Gesang), Leo Spangel (Piano, Synthesizer), Frank Rockrohr (Bass), Robert Hausner (Schlagzeug) eine äußerst stabile Mannschaft und man merkt, dass sie gut eingespielt sind. Im Gespräch nach dem Auftritt erzählte mir Jorgos, das deren Musik noch besser und ausgewogener klingt, wenn der Tastenmann Leo dabei ist, der leider diesmal fehlte. Er übergab mir auch noch eine CD von dem weiteren Herzensprojekt Velvety Waves, dazu gibt es demnächst einen gesonderten Bericht. Der Festival-Mittwoch hatte eine enorme Bandbreite.
Nachdem Gordian Knot ihre Bamberger Landsleute ordentlich auf Trapp gebracht hatten, stand als nächstes, gefühlt ohne Umbaupause, die Blues-Rock-Dame, Ausnahme-Sängerin, Gitarristin und Trompeterin Vanesa Harbek mit ihren drei „Jungs“ auf der Bühne. Die argentinische Vanesa ist inzwischen seit Juni 2017 Berlinerin, bespielt mit wechselnden Besetzungen fast jedes Land in ganz Europa. Diesmal hat sie Carly Quiroz (Keyboards), Igor Prjahin (Schlagzeug) und Manuel De Villiers an der Viersaitigen mitgebracht. Sie erzählt zwischen den gespielten Titeln von anderen Musikern und aus ihrer eigenen Feder, vor allem vom aktuellen Album Visiones (2022), immer wieder kleine Geschichten. Ich musste mehrmals schmunzeln, wenn sie davon erzählt was ihr nach Ankunft in Deutschland befreundete Musiker sagten („das geht gar nicht“) als sie ihre Ideen vorstellte und trotzig und selbstbewusst antwortete: „doch ich mache das, denn das geht sicher.“ Sie erinnerte mich an die Chef-Redakteurin dieses Magazins, die ihr da in jeder Hinsicht gleicht !! Sie sollte Recht behalten und die vermeintlichen Pessimisten Lügen strafen, denn sie gehört zu den gefragtesten Blues-Musikerinnen in Europa. Sie ist einfach ein Schatz und eine Musikerin die mit ihrer Musik die beiden Kontinente Südamerika und Europa verbindet, ebenso wie die Herzen der Musiker mit dem Publikum. Vom Großvater hat sie die Liebe zu lateinamerikamische Musik, vom Vater den Blues, von ihren Musik-Schülern in Buenos Aires immer wieder die Bewunderung und Zuneigung als Lohn für ihre Leidenschaft !! Da sie immer wieder nicht grundlos mit Carlos Santana in Verbindung gebracht und ihr Stil als Latin-Blues bezeichnet wird, spielt sie einige Passagen aus dem Santana-Kulturschatz. Im Vordergrund stehen aber ihre eigenen schönen Lieder, die sie in Spanisch und Englisch vorträgt. Die Herzen des Publikums auf dem Maximiliansplatz hat Vanesa und ihre „Jungs“ schnell für sich gewonnen und mein Herz ebenso. Eine großartige Musikerin und Bandleiterin, von der wir noch oft berichten werden. Bilder unten Diashow: 1. Gordian Knot, 2. Vanesa Harbek, B_T: Roland Koch
Moderator Klaus Stieringer von Stadtmarketing Bamberg, die verantwortlich sind für die Organisation des Festivals, kündigt beschwörend die nächste Formation WellBad (Kunstwort aus Gut/Schlecht und auch in Anlehnung an Gründer Daniel Welbat) aus Hamburg an. Er hat Erfahrung mit der Wirkung ihrer Auftritte auf biologische Lebewesen. Sie waren zuletzt alle drei Jahre zu Gast auf dem Maximiliansplatz: 2016, 2019, 2022, logisch nun 2025 !! Klaus spricht von einem extremen Erlebnis auf und vor der Bühne. Und er soll recht behalten, es wird extrem, WellBad sind um 19:30 Uhr zurück auf der Bamberger Bühne und präsentieren sich mit brachialer Spielfreude. Die Band gewann 2015 die German Blues Challenge (Wettbewerb für Blues-Nachwuchsmusiker in Deutschland) als beste Band und ihr Album The Rotten (2017) war auf der Bestenliste Preis Der Deutschen Schallplattenkritik. Sie sind nicht nur umtriebig, was Auftritte europaweit betrifft, sondern auch mit 8 Alben seit 2011 äußerst kreativ und fleißig. Diese Formation aus Hamburg gehört zu den jungen Wilden des Blues wie Muddy What?, The Wake Woods, Treptow, Skybenders, Leif De Leeuw und einige mehr. WellBad waren sichtbar in fast jedem TV-Format und haben dadurch bereits einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht. Was dabei sehr erfreulich ist, sie sind bodenständig geblieben und haben stetig Lust auf Live !! Genau das zeigen sie beim diesjährigen Blues und Jazz Festival Bamberg. Kaum auf der Bühne, „Vorsicht an der Bahnsteigkante“, beschleunigt der Alternativ-Blues-Express mit zünden des Boosters von Null auf Höllentempo. Daniel Welbat tobt über die Bühne wie ein Derwisch, das Mikro verschwindet dabei schon mal tief im Körper, kriecht singend umher und liegt mit Reibeisenstimme strampelnd am Boden. Ebenso seine Compañeros von der Waterkant, die sich bis auf die letzte Rille bis 21:26 Uhr austoben. Zugabe, Verbeugung und um 21:30:00 Uhr ist der Schienen-Truck wieder an der Bahnsteigkante zischend zum Stehen gekommen. Ich wollte eigentlich schon früher gehen, aber es war unmöglich für mich, dem extremen Sog der Bühne zu entkommen. Wie paralysiert wanke ich glücklich grinsend wie einer aus dem Irrenhaus durch die Altstadt Richtung meines schnöden Transportmittels. Dort angekommen, schüttle ich mich, habe ich das wirklich erlebt, mein Körper sagt, ja hast du !! Wow, welch ein unvergesslicher Auftritt für mich und alle, die dabei waren !! Bilder unten Diashow: 1. WellBad, B_T: Roland Koch
Die Texte und die Bildstrecken von Mittwoch und Donnerstag findet ihr im Teil 2 !! Rock'n'Roll !! Rolando
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