Festival: Finkenbach Festival 2025_1 – Oberzent (DE_HE)

Veröffentlicht am 14. September 2025 um 19:44

Der idyllisch fließende Finkenbach hat das TOP-Festival stetig begleitet !! – In unserer Vorberichterstattung haben wir bereits umfangreich über alle zwölf Formationen des diesjährigen Finki Festivals in Bild und Text informiert. Es ist bewundernswert, was dieses starke Finkenbacher Kollektiv, in das ich dieses Jahr dankenswerterweise tiefer eintauchen durfte,

generationsübergreifend immer wieder auf die Beine stellt. Hier wird Mitmenschlichkeit großgeschrieben und vorgelebt, Probleme werden hier ausnahmslos mit viel Engagement gelöst, selbst fast unlösbare. Wir haben schon seit Jahren regelmäßig einiges über das Finki-Fest berichtet und damit Einblick verschafft in diesen besonderen klingenden Ort mitten im Odenwald. Und glücklicherweise ist es dieses Jahr tatsächlich wieder ein echtes „Guru-Feschd“, denn Mani Neumeier und seine lebhaft-bunte Truppe Guru Guru haben diesmal wieder teilgenommen. Aber weiter unten, an passender Stelle im Text, mehr an Infos dazu.

Diesmal bin ich wieder Solo im mystischen Teil des Odenwalds, Anreise nach vier schönen Tagen Blues & Jazz Festival Bamberg (siehe 2-teiligen Bericht), nachts zum Finkenbach Festival 2025 und habe eine kurze Nacht. Ein schöner Sonnenaufgang und viel Aktivitäten auf dem weitläufigen Gelände sind für mich genug Gründe, meine Tätigkeiten für die Vor-Ort-Reportage aufzunehmen. Diesmal eröffnet am Freitag am frühen Abend das deutsche Rock-Urgestein Peter Panka’s Jane die zwei Tage der Rock-Festspiele. Jane, sowie alle späteren Inkarnationen gehören zu der kleinen Riege deutscher Rock-Bands, die seit fünfzig Jahren beständig und nimmermüde die Bühnen im deutschsprachigen Europa bespielen und wie Guru Guru und Kraan, beide spielen noch am nächsten Tag, sowie Epitaph, Bröselmaschine, haben hier in Finkenbach ihr heimatliches Wohnzimmer. Ich selbst habe Jane (vormals Justice Of Peace) seit Bestehen sicherlich zwei Dutzend Mal unter verschiedenen Namen und in den unterschiedlichsten Besetzungen erlebt. Das derzeitig agierende Panka-Quintett, einziges noch lebendes Gründungsmitglied Klaus Hess musiziert noch gelegentlich als Mother Jane, ist die aktivste Inkarnation, die noch das Original-Material der 70er spielt. Die vier Musiker um Klaus Walz zeigen zur Eröffnung wie vital diese Band nach wie vor ist und wie zeitlos die Kompositionen immer noch sind. Holli Coolyard (Bass), Achim Poret (Schlagzeug), Niklas Turmann (Gitarre), Corvin Bahn (Keyboards) und Banden-Führer Klaus, alle fünf singen auch, präsentieren kraftstrotzend und würdevoll diese Klassiker. Für mich Krautrocker eine spektakuläre Eröffnung des Festivals.

Und schon mit der nächsten Formation erlebe ich weitere deutsche Rockgeschichte in Premium-Level. Agitation Free aus Berlin, die teilten sich Mitte der 60er mit Tangerine Dream und Ash Ra Tempel den Übungsraum, ein ebenso wahres Urgestein der deutschen Elektro-Rock-Musik. Sie stellen sich wie angekündigt dem Publikum im Odenwald. Das ich diese Kultband noch einmal erleben könnte, damit habe ich nicht mehr gerechnet !! Und was drei Legenden der deutschen Rockmusik, Mitgründer und Gitarrist Lutz Graf-Ulbrich alias Lüül (The Centries, Ash Ra Tempel, Ashra, Lüül & Band, 17 Hippies), Langzeit-Agitator Schlagzeuger Burghard Rausch (Bel Ami) und Gitarrist Axel Heilhecker (Wolf Maahn, Sunya Beat, Phonoroid, Fishmoon), sowie Daniel „Danda“ Cordes (Bass seit 2014) und Keyboader Tim Sund (Sommer 2024 für Michael Hoenig) ablieferten versetzte mich zurück in die 70er. Sie touren gerade mit ihrem aktuellen Album Momentum (2023) durch Europa und spielten am nächsten Tag in Wermelskirchen (Haus Eifgen) zusammen mit smalltape (Projekt vom Berliner Philipp Nespital). Die fünf sehr erfahrenen Musiker gaben sich gegenseitig genug Raum um ihre Virtuosität zu demonstrieren, aber im Zusammenspiel von allen ergab sich ein homogener Klangteppich. Damit beschworen sie den Geist Aladdins aus der Wunderlampe. Auch zwei circa 10-minütige komplette Stromausfälle der Bühne und Technik brachten sie nicht aus der Ruhe, bei der Bühnen-Crew dagegen war es wie in einem Ameisenhaufen. Routiniert setzte Agitation Free nahtlos wieder an der Stelle an, an der unterbrochen wurde, von Pause auf Start, und es läuft wieder.

Nach zwei deutschen Rock-Legenden, wird nun der Schalter zuerst nach England und dann weiter Richtung Schweiz umgelegt. Und um bei dieser Metapher zu bleiben, der Lautstärke-Regler wird nun beim Generations-, Genre-, Nationalitäts- und Geschlechterwechsel noch ein Stück weiter nach oben geschoben. Rosalie Cunningham war für mich beim Herzberg 2023 eine große Überraschung, dann letztes Jahr beim Woodstock Forever noch einmal eine Steigerung. Aber was nun beim Finkenbach Festival von dem britischen Profi-Quintett auf ihrem Zwischenstopp bei der To Shoot Another Day Europa Tour hier abgeliefert wurde, war einfach eine sensationelle druckvolle Klangwalze. Das sagte ich auch am nächsten Tag zu Claudia und Rosalie, die entspannt im Gelände bummelten und sie meinten lachend: „dann muss sich die Präsentation des neuen Programms doch gelohnt haben.“ Das Publikum war begeistert wie ich und der immer wieder aufbrausende Applaus zeigte was die Menge wollte: mehr, mehr, mehr. Und sie bekamen es, puren und hochenergetischen Rock’n’Roll, von der Sturmreihe, „Speedy“ Claudia González Diaz (Bass, Querflöte, Gesang), Rosalie (Gesang, Gitarren) und Rosco Wilson (Gitarre, Gesang) und der Abwehrreihe Aaron Bolli-Thompson (Tastengeräte) und Bo Walsh (Schlagzeug, diesmal ohne Brille). Die drei offensiven Frontleute waren immer spielstark, setzten mit ihren Angriffen immer deutliche Nadelstiche und verlangten der Mannschaft jenseits der Mittellinie enorme Aufmerksamkeit ab. Besonders die beiden selbstbewussten, präsenten Frauen haben die neue Generation von Musikerinnen würdig, professionell und sehr liebenswert vertreten. Gleich zu Beginn gibt es fünf Titel vom aktuellen Album To Shoot Another Day (2024), der zweite Teil ist ein starkes Potpourri von Liedern, die auch auf dem Album Live At Acapela“ (2023) zu finden sind. Ich freue mich schon auf 2026, dann werde ich diese großartige Band mindestens dreimal erneut erleben dürfen.

Wer nun meint, die Zuschauer sind nun ausgepumpt und müde und der Festplatz wird sich leeren, eher nicht, denn die sommerliche Nacht und das bunt beleuchtete und lebendige Karree zieht noch mehr Nachtschwärmer an. Nach Rosalie’s Rock-Orkan hat es eigentlich jede Band schwer. Aber die ausgelassene Stimmung und das folgende Programm lassen ein Abschlaffen nicht zu. Nun wieder so ein kraftvolles Trio, diesmal aus Fribourg Schweiz. Hatten wir das nicht schon einmal, ja mit The Universe By Ear aus Basel oder den Psych-Rockern Ginger. Nun wollen uns die zurzeit sehr angesagten Schweizer Dirty Sound Magnet mit auf eine gemeinsame Klang-Reise in den frühen Morgen mitnehmen. Und tatsächlich schaffen es Stavros Dzodzos (Gitarre, Bouzouki, Sitar, Gesang), Marco Mottolini (Bass, Gesang) und Maxime Cosandey (Schlagzeug, Gesang, Effekte) beinahe mühelos mit ihrem niveauvollen, virtuosen, harten Vintage-Psych-Rock. Man glaubt es kaum, aber die drei dreckigen Klang-Magnete haben sich fast nahtlos, also richtig polarisiert, an die Briten angekoppelt. Weiter passende Musik für eine nachmitternächtliche Menschenfeier, die mir sofort das Lächeln in das Gesicht bringt und ich es nicht mehr los werde. Und nicht nur bei mir, sondern auch bei dem Finki-Team (erkennbar an einheitlichen T-Shirts, farblich abgestimmt auf Arbeitsbereich), Künstlern, Besuchern, ein Bilderbuch-Festivaltag. Einzig eine defekte Speicherkarte bringt mir Sorgenfalten auf die Stirn. Aber mein Medien-Guru Mike hat das meiste wieder rekonstruiert und damit gerettet. Die beeindruckenden Geretteten könnt ihr hier in vier Bildserien bewundern, beispielweise Klaus, Niklas und Corvin von Jane, die Agitatoren Axel und Lüül, die Gitarren-Ladies Claudia und Rosalie, die drei Schweizer Psych-Burschen. Aber das ist ja erst Tag EINS der Odenwald-Festspiele, seid gespannt auf den Bericht segunda parte, wie die stolze Spanierin Claudia sagen würde. Bilder_Texte: Roland Koch

Rosalie Cunningham Band – English version

After two German rock legends, the switch is now being flipped first to England and then on to Switzerland. And to stick with this metaphor, the volume control is now being turned up a notch higher with the change in generation, genre, nationality and gender. Rosalie Cunningham was a big surprise for me at Herzberg 2023, then last year at Woodstock Forever she took it up a notch. But what the British professional quintet delivered at the Finkenbach Festival on their stopover on the To Shoot Another Day Europe Tour was simply a sensational, powerful sound wave. I said as much the next day to Claudia and Rosalie, who were strolling around the grounds in a relaxed manner, and they replied with a laugh, ‘Then the presentation of the new programme must have been worth it.’ The audience was as enthusiastic as I was, and the repeated bursts of applause showed what the crowd wanted: more, more, more. And they got it, pure and high-energy rock “n” roll, from the front line, ‘Speedy’ Claudia González Diaz (bass, flute, vocals), Rosalie (vocals, guitars) and Rosco Wilson (guitar, vocals) and the defensive line Aaron Bolli-Thompson (keyboards) and Bo Walsh (drums, this time without glasses). The three attacking forwards were always strong players, constantly making incisive attacks and demanding enormous attention from the team beyond the halfway line. The two confident, commanding women in particular represented the new generation of female musicians in a dignified, professional and very endearing manner. Right at the beginning, there are five tracks from the current album To Shoot Another Day (2024), while the second part is a powerful potpourri of songs that can also be found on the album Live At Acapela (2023). I am already looking forward to 2026, when I will be able to experience this great band at least three more times.

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