Und am Anfang stand das Wort !! Auch in unserem Vorwort 2025 – Wir haben das Woodstock Forever Festival im Thüringer Wald über fünf Jahre genau beobachtet, bevor wir 2019 endlich entscheiden, wir fahren mit Reporter Marvin da mal hin und fühlen diesem Hippie-Fest mal „auf den Zahn“.
Nach der kurvigen Zufahrt bergauf aus Eisleben, kommen wir aus dem Wald heraus und schauen direkt auf das Bergdorf Hinterrod und eine riesige, imposante, bunte Zeltstadt. Damals war das Gelände noch anders aufgeteilt, wir standen unten am Eingang zur Sommerrodelbahn. Das Programm lief damals an drei Tagen und auf drei Bühnen. Überraschend war für uns nicht nur das wunderbare Festivalgelände, sondern auch Atmosphäre, Logistik, Programm, künstlerische Qualität. Die obere Bühne bei der Händler-Meile war außerhalb des abgesperrten Bereichs und somit lief dort ein kostenloses Programm. Schon am zweiten Festivaltag trafen wir Festival-Organisatorin Tochter Melanie und wir überschütteten sie mit Lob für dieses Musikfest. Gleich bei unserem ersten Besuch beschlossen wir auf jeden Fall wieder wiederzukommen. Das sagten wir bei der Abreise auch Festival-Häuptling Michael Memm. Er lächelte uns zwischen Reisemobil und Radlader sitzend in seiner sympathischen Art an und meinte: „Ja dann sehen wir uns nächstes Jahr.“ Von Waffenrod aus ging es für uns danach auf eine fast 2-monatige große Fahrt, der Rückweg führte uns Ende September 2019 auch direkt durch Bergamo, einer sehr schönen, historischen, italienischen Stadt zwischen Po-Ebene und Südrand der Alpen. Besonders hier entwickelte sich einer der größten Corona-Hotspots, das tödliche Virus hat in der Folge ganz Europa flächendeckend angegriffen, Bergamo bekam dadurch unglücklicherweise mehr Bekanntheit. 2020 KEIN Festival, von wegen wir sehen uns. Aber Melanie & Michael haben wie kein anderer Veranstalter in Europa weiter gekämpft für ihr Herzensprojekt – Love, Peace & Music – und sie haben als einer der wenigen 2021 geschafft, ein viertägiges Fest unter dem Motto „Wir finden statt !!!“ hinzubekommen. Wir haben mitgelitten und für ihre Leidenschaft danken wir ihnen stellvertretend für das gesamte WOFO-Kollektiv: Künstler, Händler, Mitarbeiter, Besucher, Fans europaweit !! 2022 gab es dann das bereits gebuchte Programm vom Pandemiejahr, auch das zeigt das Verantwortungsbewusstsein von Melanie & Michael. Jedes Jahr stiegen nun die Besucherzahlen, kontinuierlich entwickelte der Veranstalter dafür Technik, Bühnen, Gelände, Logistik weiter. So freuten wir uns 2025 auf VIER proppenvolle Tage Love, Peace & Music, im wahrsten Sinne des Wortes ein Woodstock Forever im Feriendorf Auenland mit einem Programm, das alle wieder begeistern wird. Das Empire-Magazin unterstützte seit 2019 und dieses Jahr sogar zusätzlich mit einem Programmheft mit den Visitenkarten (siehe Rubrik Portraits) aller Künstler !!
Was ist denn da los beim Hippie-Festival im Thüringer Wald, wohin soll das noch führen ?? Vielleicht sogar zum größten familiengeführten Rock-Festival im deutschsprachigen Raum ?? Könnte sein, wir werden es sehen. Aber wie wir Veranstalter Michael Memm verstanden haben, der familiäre Charakter wird sich SICHER nicht ändern, Wachstum nicht um jeden Preis !! Wir haben uns kürzlich eine TV-Reportage bei ARTE genau zu diesem Thema angeschaut und dort wurden exakt die Probleme für Musikveranstaltungen im deutschsprachigen Raum aufgezeigt. Deren Fazit: 1. Alle notwendigen Leistungen, Personal, Produkte werden immer unbezahlbarer, 2. Tickets und Leistungen vor Ort dadurch für Besucher ebenso immer teurer, 3. Nur noch durch freiwillige Helfer sind die Personalkosten zu stemmen, 4. Die Buchung renommierter Künstler wird aufgrund des fehlenden Budget immer schwieriger, 5. Es wird in nächster Zeit auch die größeren Festivals betreffen. Keine so schönen Aussichten, aber hier wird nur bestätigt, was wir in der Kultur-Landschaft seit Jahren beobachten und berichten. Viele Clubs und Festivals im Bereich Musik haben inzwischen aufgegeben, es werden 2026 wieder viele dazu kommen. Umso stolzer können wir als Konsumenten auf Sommer-Freiluft-Veranstaltungen wie Herzberg Festival, Finkenbach Festival und Woodstock Forever Festival sein. Die beiden zuletzt genannten im Odenwald und Thüringer Wald haben Ticketpreise, Qualität und Leistungsumfang stabil gehalten und sogar gesteigert. Dazu berichten wir an einigen Stellen auch in dieser vierteiligen Festival-Reportage. Schon die offizielle Begrüßung der Festivalbesucher ist witzig. Veranstalter Melanie und Michael sind auf der Bühne und stellen ihre beiden besonderen Team-Shirts vor. Melanie: „Bei Micha steht, kann alles, weiß aber von nix. Bei mir steht, weiß alles, kann aber nix !!“
Die diesjährigen Festspiele Woodstock Forever 2025 wurden am Mittwoch durch einen alten Bekannten aus der Nachbarschaft Erfurt eröffnet. Und gleich der Appell von Stephan Graf, dem wir uns immer gerne anschließen: „Lasst die Veranstalter und Künstler jetzt nicht hängen !!“ Stephan und seine zwei Mitstreiter, Bassist Konstantin Hummel (Shotgun Valium) und Schlagzeuger Dirk Sengotta (Freischlader Band), bilden die aktuelle Besetzung von The Double Vision. Somit ein Trio mit massig Musikerfahrung direkt zur Begrüßung. Schon bemerkbar auch in der ersten Viertelstunde, sie wirken eingespielt und motiviert bis unter die Haarspitzen. Sie bringen mit den Blues-Liedern aus der Feder von Stephan Graf und einigen Interpretationen von Klassikern schon mal richtig Stimmung in die überraschend große Besucherzahl vor der Scheunenbühne. Hier ist gleich zu Beginn richtig Alarm, die Besucher saugen den erdigen, kraftvollen Blues- und Klassik-Rock auf wie ausgetrocknete Schwämme. Die Stimmung nimmt bei sehr gutem Sommerwetter stetig zu und schon jetzt kann man konsternieren, das der Veranstalter auf die richtige Spiel-Karte zur Eröffnung gesetzt hat, eben auf Lokal-Matador The Double Vision. Sie spielen sich durch ihr Programm, viele Eigenkompositionen besonders vom brandaktuellen Demon’s Dance (2025) aber auch die bei den Fans beliebten Rory-Gallagher-Interpretationen.
Traditionell eröffnete bisher eigentlich jedes Jahr Sixty Amp Fuse das Rock-Festival in Waffenrod und darauf freuten sich die Festivalbesucher bereits lange vor jedem Anreisetag. Michaels Schwiegersohn Ralf Peter, selbst immer als Bassist dabei und mit auf der Bühne aktiv, organisiert inzwischen die gewachsene Woodstock Forever Jam Gang bestehend aus befreundeten Musiker, die als Sixty Amp Fuse zur Freude der Besucher mit einer offenen Jam Session das Festival traditionsgemäß am ersten Abend eröffnen. Diesmal nicht, denn auf Startplatz zwei sorgen sie dafür, das von The Double Vision entfachte Blues-Rock-Feuer weiter am Lodern zu halten. Die Bühne, teils proppenvoll mit jederzeit willkommenen, spielfreudigen, erfahrenen Musik-Personal aus Nah und Fern, wird zum regen Spielplatz für bluesige Mucke aller Art. Es ist ein Kommen und Gehen, alles ist gut vorbereitet und organisiert. Wir müssen unbedingt noch einmal bei Ralph nachfragen, wer da diesmal so alles beim fast 3-stündigen Programm auf der Bühne stand. Schwerpunkt ist aber stets, wie der Bandname schon sagt, schwerer, röhrenverstärkter Blues-Rock in all seinen Ausprägungen. Auch Katz & Philipp Graf von B.I.R.D. und das Trio The Double Vision haben auch ihre Zeitfenster bei der Session. Zuletzt bringt Stephan Graf das gesamte Jam-Personal noch einmal mit Johnny B. Goode von Chuck Berry richtig in Fahrt, purer und lebendiger kann Rock’n’Roll nicht sein.
Der Abschluss des Mittwochs ist ein echter Leckerbissen aus Süd-Frankreich, wie Auenland-Häuptling Michael Memm wortgewaltig ankündigt. Wir treffen Franck Carducci & The Fantastic Squad schon vor ihrem Auftritt, ein freudiges Wiedersehen. Die Karriere von Multi-Instrumentalist Franck aus Lyon ist sehr interessant, er ist viel gereist in Europa und hat, seit er als Band-Chef unterwegs ist, immer spektakulärere Bühnen-Inszenierungen mit verschiedenen fantasievollen Kostümen und Accessoires. Er bringt seine Lebenspartnerin Mary Reynaud (Gesang, Gitarre), die bezaubernde Schlagzeug-Fee Léa Fernandez, Gitarrist Barth Sky und zu guter Letzt Cedric Selzer an den Keyboards mit. Das Quintett ist an jedem Instrument inzwischen so gut eingespielt, dass man eigentlich sagen müsste The Fantastic Squad Featuring Franck Carducci. Aber es ist egal, was auf dem Etikett steht, auf den Inhalt kommt es an. Und dieser ist wie gewohnt ein perfekter Auftritt mit einer spektakulären Show. Ob Mary ihre Regenbogen-oder Licht-Umhänge zur Musik tänzerisch präsentiert oder das Theremin aufheulen lässt oder mit Barth und Cedric als Trio tanzt, es wird passend zur musikalischen Geschichte immer auch optisch viel geliefert. Die Zeit vergeht dadurch wie im Flug, Müdigkeit wegen der nächtlichen Stunde spürt man kaum. Ehe man sich versieht stehen die fünf sympathischen Musiker Arm in Arm vorne am Bühnenrand und singen Acapella ihre Interpretation von Road To Nowhere. Diese Botschaft zeigt deutlich auf, welchen Weg die Kultur und die Menschheit inzwischen eingeschlagen hat. Deshalb noch einmal an dieser Stelle deutlich das Motto des diesjährigen Thüringer Hippie-Festivals: Make Love, Not War !! Aber war das nicht 1969 auch der Grund für die Menschen in Nordamerika ?? Geschichte wiederholt sich, leider !! Wir haben zur Eröffnung das erste Mal fast 8 Stunden erstklassiges Entertainment erlebt. Das alles vom Veranstalter mit einem Sonderpreis subventioniert, der vielen Neulingen damit ermöglichte, reinzuschnuppern bei den Hippies vom Woodstock Forever 2025 !! B_T: Christa & Roland Koch
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