The Wake Woods – Der Weckruf östlich aus dem Wald konnte lauter nicht sein und es kommt wieder reges Leben auf und vor die Bühne. Pünktlich eröffnet das Berliner Rock-Trio The Wake Woods den sonnigen Freitag. Geadelt mit TV-Aufnahmen beim WDR-Rockpalast, erfolgreiche Vorband von The Who, massig Vorschuss-Lorbeeren, da sind die Erwartungen bei Publikum hoch.
Nachdem die Brüder Luka und Pablo spät nachts unten an der Scheune Licht und Technik abgeschaltet hatten, haben die Brüder Ingo und Helge Siara oben die Bühnentechnik schon früh wieder hochgefahren. Ingo an Bass und Gesang ist dabei die treibende Kraft hinter der virtuosen Handarbeit aus Blues, Boogie und kraftvollen Rock’n’Roll. Beide Brüder wechseln immer wieder ihre mitgebrachten Instrumente. Laut Ingo hatten sie ihre Corona-Prämie in neue Gitarren und Bässe investiert und die müssen natürlich auch gezeigt werden. Helge: „Jetzt, da wir das Geld wieder zurückzahlen müssen, könnt ihr euch aber gerne bei uns melden, wenn wer eins der Schmuckstücke kaufen will.“ Schlagzeuger Merlin Niklasch ist erst seit wenigen Monaten Teil der Band, trommelt sichtlich routiniert und konzentriert durch den gesamten Auftritt. Beim erfahrenen Neuling sitzt jeder Stock-Schlag und nach der Zugabe Take The Money And Run, bei der sein Podest wieder einmal gefährlich instabil wackelt, fällt am Ende die Last sichtbar von ihm ab. Das schweißnasse Trio hat wie immer einen energetischen lupenreinen Vortrag abgeliefert. Die Zuschauer honorieren das mit frenetischen Applaus und eine endlose Menschenkette vor dem Merch-Büdchen. Ob sie an diesem Tag tatsächlich Instrumente an Fans verkauft haben, bleibt unklar. Dafür gehen einige Tonträger über die Laden-Theke neben der Bühne.
Restposten Bluesband – Nun sind wohl fast alle im Camp wach, auch die Langschläfer und es kann an der Liftbühne munter mit entspannteren Blues-Rock von der lokalen Restposten Bluesband aus der Nachbarschaft Weimarer Land weitergehen. Ein Stück würdige ostdeutsche Musikgeschichte die seit 1999 in wechselnden Besetzungen, aber im Kern mit Jochen Saul (Gitarren), Schlagzeuger Stefan Meier und Torsten Petri (Bass) als Trio stabil musiziert. Die drei erfahrenen Musiker bringen diesmal auch noch Sänger Larry Doc Watkins und Hans Raths am Saxofon perfekt ins Spiel. Wegen der starken Mittagshitze halten sich viele Zuschauer im kühleren Schatten fernab der Lift-Bühne auf, dennoch ist die Stimmung ausgelassen. Der Restposten begeistert ähnlich wie an den Vortagen The Double Vision aus Thüringen und die Schweizer Ellis Mano Band mit handwerklich einwandfreier Musik. Besonders Sänger und Entertainer Doc Larry sticht dabei mit seiner Lebensfreude besonders heraus. Aber auch Hans hat mit seiner Zuarbeit am Saxofon dafür gesorgt das Klangbild breiter und voluminöser zu machen. Das unterstreicht noch einmal unsere These, auch die etwas unbekannteren Bands können das Feuerwerk entfachen und über einen gesamten Auftritt am Lodern halten. Die Lift-Bühne hat sich damit auch als dritter gleichwertiger Schauplatz etabliert und der Besucherstrom verteilt sich noch besser im weitläufigen Gelände.
B.I.R.D. – Mit weiteren ausgefeilten Interpretationen bekannter Kompositionen geht es mit einem „Wiederholungstäter“ unten am Hauptschauplatz weiter. Das Pfälzer Sextett Black Indian Rope Dog (kurz B.I.R.D.) Die magischen Harmonien von den Folk-Rockern Crosby, Stills & Nash, die elektrisierenden Gitarren von Jimi Hendrix, der facettenreiche Sound von Pink Floyd und vieler anderer Helden dieser Zeit ziehen sich wie rote Fäden durch ihr Musik-Potpourri. Ebenso sind die emotionalen Klangteppiche der Allman Brothers Band und die psychedelischen Höhen von Jefferson Airplane auch ein Stück Seele von B.I.R.D.. Die Band ist gut eingespielt, auch der neue Schlagzeuger fügt sich gut in die Formation ein. Mich haben Katz (Front-Gesang) & Philipp Graf (Gitarre), die Brüder Marko (Gitarre) & Philipp „Phibs“ Burkhart (Keyboards), Jonas „JJ“ Jenet (Bass), Chris Geenen (Schlagzeug) wieder mit ihrem Mix aus Ohrwürmern im zeitgemäßen Gewand begeistert. Leider hat die Band ihr eigenes Material noch nicht präsentiert, aber Michael Memm verspricht: „Sollten B.I.R.D. in zwei Jahren wieder hier stehen, gibt es endlich auch die eigenen Songs zu hören.“
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